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Eduscho produziert DDR-Kaffee

■ Eduscho liefert Rezepte und Know-How, VEB Kaffee Halle MitarbeiterInnen und Rohkaffee

Eduscho hat, von westlicher Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, ein neues Kind in seine Produktfamilie aufgenommen: Kaffeepackungen, auf denen „Eduscho-Kaffee“ zwar draufsteht, die sich vom gewohnten „Eduscho-Outfit“ aber deutlich unterscheiden. Die ersten Packungen dieser neuen Sorte landen derzeit in den Regalen von Bäckereien und Lebensmittelgeschäften in Leipzig, Magdeburg, Dresden und Frankfurt/Oder. Sie sind das Ergebnis eines Kooperationsvertrages, den der Bremer Kaffeeröster mit dem VEB Kaffee Halle geschlossen hat.

Schon seit Mitte März kamen DDR-BürgerInnen in heimischen Läden an den bevorzugten West-Kaffee. Zehn Geschäfte in der DDR wurden von Eduscho's West-Berliner Rösterei seither beliefert. Neu ist jetzt dagegen, daß Eduscho-Kaffee auch in der DDR produziert wird. „Der VEB Kaffee Halle produziert nach Eduscho-Rezepturen und mit unserem Know-how Eduscho -Mischungen auf seinen Anlagen“, erklärt Eduscho-Sprecher Helm

brecht die jüngste Röstverein barung. Die Partnerin in der DDR bringt Rohkaffee und MitarbeiterInnen in dieses Geschäft ein, das vor allem Arbeitsplätze sichern sollte.

Eduscho hat dadurch mit einem Schritt Zugang zum „halben“ Kaffeemarkt der DDR. Die volkseigene Rösterei in Halle ist die Größte der DDR und deckte bisher die Hälfte des DDR -Kaffee-Marktes ab. Nach dem 9. November hatten die DDR -BürgerInnen jedoch begonnen, ihren Kaffee-Bedarf im Westen zu decken: Sie nutzten die neue Freiheit u.a., um ihr Kaffeepulver in West-Berlin und den grenznahen Gebieten einzukaufen. DieBelieferungen aus Westdeutschland versetzten der Kaffeebranche in der DDR einen herben Schlag: Selbst die rund 570 Arbeitsplätze des bis dahin marktführenden VEB Kaffee Halle waren urplötzlich gefährdet.

Staatlich reglementiert hatte der Kaffee aus DDR-Produktion bis zur drastischen Senkung der Preise für Nahrungs-und Genußmittel 35 bis 50 Mark pro Pfund

gekostet. Doch selbst der begehrte West-Kaffee kostet die DDR-KonsumentIn inzwischen nur noch die Hälfte: Eduscho verkauft seine 500 Gramm-Packungen aus West-Berliner Produktion für 20 bis 30 DDR-Mark. Im Vergleich zu BundesbürgerInnen trinken Kaffeefeunde aus der DDR bisher nur rund halb soviel von dem Muntermacher: 2-3 Tassen pro Tag oder 90 im Gegensatz zu 180 bundesdeutschen Litern pro Jahr oder 4 gegenüber 8 Kilogramm Roh-Kaffee per anno.

„Wir müssen jetzt erst einmal lernen, Schritt für Schritt die Marktpotentiale festzustellen“, betont Eduscho-Sprecher Helmbrecht. „Die Nachfrage ist groß“, meint er. Der nicht unerhebliche Bedarf sei bisher allerdings durch die hohen Preise gebremst worden.

Prognosen gibt das Bremer Kaffeeunternehmen deshalb keine. Auskunft zu konkreten Perpektiven auch nur zögernd: „Es ist uns wenig daran gelegen, unsere Systeme und Waren im Verhältnis 1:1 zu exportieren“, so Helmbrecht. Mit der jetzt be

gonnenen Kooperation seien zunächst einmal die rund 570 Arbeitsplätze gesichert worden. „Wir sind aber auch optimistisch, daß bei steigendem Lebensstandard und steigendem Kaffeekonsum die Rösterei in Halle ausgebaut werden kann“, meint der Firmensprecher.

Von einer Firmenübernahme sei „in überschaubarem Zeitraum“ keine Rede, betont Eduscho, im bundesdeutschen Kaffeemarkt bislang auf Platz drei.

Der Partnerin in Halle seien in dem Abkommen zwei Anliegen wichtig gewesen: Die Arbeitsplätze zu sichern und längerfristig- den veralteten Maschinenpark zu modernisieren. Eine Absichtserklärung zur Beteiligung an den Investitionen hat Eduscho dem VEB Kaffee Halle bereits gegeben, im einzelnen sei all dies aber noch nicht vereinbart. Fest vereinbart ist dagegen unter den Röst -Partnern vor allem eines: Nach welchen Modalitäten das Bremer Unternehmen an dem Geschäft verdient, das behandeln sie „gemeinsam als vertraulich“.

Birgitt Rambalski

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