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Angst

■ betr.: Bergmann-Pohl

Leider sagt mir der Name des Verfassers von „Unter Linden“, Arno Widmann, absolut nichts. Ich vermute aber, daß es ihm wie den Schriftstellern geht, über die er sich so bitterlich beschwert: Je ernster sie ihren Beruf nehmen, desto ungeeigneter sind sie für die Politik. So meint wenigstens A.W. Er hätte wie sein geistiger Bruder (und Parteifreund?) Ebeling einfach schreiben sollen, daß er die DDR nicht leiden kann und sehnlichst ihr Verschwinden wünscht. Damit hätte der Rest der Seite sinnvolleren Dingen gewidmet werden können als dem Abdruck eines inhaltlich chaotischen, stilistisch mehr als mißratenen und vom Wesen her verleumderischen sowie beleidigenden Machwerks zu dienen. Meinungs- und Pressefreiheit sollte man nicht mit dem Recht auf Verbreitung von Unsinn verwechseln. Nicht jeder, der was sagt, hat auch was mitzuteilen.

Stefan Pfüller, Berlin

Beinahe 40 Jahre hatte das Volk der DDR Grund, sich seiner Regierung zu schämen. Dann kam der Herbst '89, mit ihm und seiner Revolution eine neue Regierung, und mit dieser kamen Leute, auf die man stolz sein und mit denen man sich sehen und hören lassen konnte. Und nun hat das Volk der Noch-DDR, wie man ja jetzt so sagt, eine neue Regierung bzw. diese in Aussicht und somit einen „neuen“ Grund zum Schämen: Statt Modrow - de Maiziere, statt Maleuda - Bergmann-Pohl... Ich habe fast die gesamte Volkskammertagung verfolgt, und ich kriege Angst um unsere Zukunft, wenn ich daran zurückdenke. Was sollen wir mit einer Volkskammerpräsidentin, die schon auf der ersten Tagung „Oh, ist das furchtbar!“ stöhnt (und dann auch noch vergißt, dabei das Mikrofon auszuschalten), obwohl so viel Parlamentarierarbeit noch gar nicht geleistet werden mußte, denn außer der Wahl war ja noch nichts gewesen? Was sollen wir mit ihr, wenn sie schon an ihrem ersten Tag mehr stöhnt und über viel Arbeit klagt als unser Hans Modrow in seinen ganzen vergangenen Monaten, obwohl ihre Arbeit in keinem Verhältnis zu der von Hans Modrow steht? Was nützt uns eine solche Präsidentin, die immer, wenn sie einer Diskussion nicht mehr ganz folgen kann, eine 15-minütige Pause fordert? Wie kommt sie dazu, in Erwägung zu ziehen, sich vom Bundestag ein „größere Auto“ schenken zu lassen? Und: Was ist das für eine Volkskammerpräsidentin der DDR, die wohl den Bundestag grüßt, es aber tatsächlich vergißt, der Regierung zu danken, der man sich nicht zu schämen brauchte, und die es fertiggebracht hat, dieses Land in seiner vielleicht bisher schwersten Zeit nicht nur über Wasser zu halten? Für alle Revolutionäre des vergangenen Herbstes und für viele andere war das neben der Wahl wohl der zweite Schlag ins Gesicht.

Wir haben nun wieder einen Grund, uns zu schämen. Aber die meisten schämen sich nicht, sie haben ja so gewählt. Ihr Verderben zwar, aber das dafür frei, geheim und demokratisch.

Ich habe Angst um meinen Mut zum Träumen!

JoAn, Berlin

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