Eine(r) fehlt im Kunick-Konzert

■ Bausenator bleibt im Amt: 52 SPD-Abgeordnete hat Gästehaus-Abriß nicht erschüttert / Oppositionskritik ohne Wirkung

Über fünf Stunden hatte die Hauptperson der gestrigen Bürgerschaftsdebatte wortlos in der Senatsbank zwischen Claus Grobecker und Volker Kröning gesessen. Dann konnte der frisch im Amt bestätigte Immer-noch-Bausenator Konrad Kunick zum ersten Mal wieder lachen und strahlend Hände schütteln. Ganze 41 Bürgerschaftsabgeordnete hatten in den Wahlkabinen die Frage „Entzieht die Bürgerschaft Senator Konrad Kunick das Vertrauen?“ mit einem „Ja“ beantwortet. Genau 10 weniger als für einen Rücktritt Kunicks nötig gewesen wären und selbst fünf weniger als unter Aufbietung aller Opppositionskräfte möglich ge

wesen wären. Gleich drei Grüne hatten sich krankheits- oder urlaubshalber entschuldigen lassen. In den FDP-Reihen wurde ein Abgeordneter vermißt, und der DVU-Abgeordnete Altermann hatte sich bereits vor der Abstimmung verabschiedet. Während in den Oppositionsreihen wenigstens Klarheit in der Niederlage herrschte, gab es bei der SPD Rätselraten im Sieg. Eine(r) der 53 Abgeordneten mußten beim letzten Gang in die Abstimmungskabine doch noch ganz plötzliche Zweifel an der Kompetenz des Bausenators gekommen sein. Er/sie sorgte damit für die einzige Überraschung der gestrigen Sitzung: Nachdem bei den beiden

vorhergangenen offenen Abstimmungen alle Sozialdemokraten SPD-regie-und routinegemäß für Kunick gestimmt hatten, enthielt sich eine(r) ausgerechnet, als sie/er unbeobachtet war. Schon die Nachhausewege der Abgeordneten standen mehr unter der Frage „Wer war's?“ als unter der vorausgegangenen Debatte um Konrad Kunick.

Für die SPD waren die gestern in Bürgerschaft abgesessenen und im Bräunungsurlaub jetzt fehlenden Stunden ohnehein die überflüssigsten der laufenden Legislaturperiode, der Abriß des Senats-Gästehauses nichts weiter als die öffentlich korrekt geprüfte und verwaltete Privatentscheidung ei

nes Hauseigentümers. Völlig überflüssigerweise sei „ein ganzes Parlament aus dem Urlaub zurückgeholt worden“, nachdem die Opposition vorher wochenlang geschlafen und den Gästehaus-Verkauf in keiner Bürgerschaftssitzung zum Gegenstand eines Antrags gemacht habe. Konrad Kunick, so SPD -Fraktionsschef Claus Dittbrenner, sei „ein in seiner Integrität unangreifbarer, erfolgreicher Bausenator“ der, wie Dittbrenner ausdrücklich hinzufügte, „auch Lust hat das Amt des Bausenators wahrzunehmen.“

Da nützten die immer wieder unternommenen Anläufe von FDP -Fraktionschef Claus Jäger

überhaupt nichts, auch der SPD minutiös vorzurechnenen, daß die eigenen Abgeordneten vom Senat genauso an der Nase herumgeführt worden seien wie die der Opposition. Zum Beispiel am 23. März, als die SPD-Mehrheit im Grundstücksausschuß der Bürgerschaft sich nicht einmal mit dem Thema „Gästehaus“ befassen wollte, weil es ohnehin im Mai in der Bürgerschaft auf der Tagesordnung stehe, während im gleichen Moment in Kunicks Behörde die Abrißgenehemigung unterschrieben wurde: Die „kunick-geleimten“ SPD -Grundstücksverwalter stimmten gestern komplett für Konrad Kunick.

K.S.