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Innenminister Diestel (DSU) für Fortbestand der Mauer

Mauer künftig als Schutz für landwirtschaftliche DDR-Produkte / „Gutes Klima“ im Innenministerium / Diestel greift auch auf SED-Kader zurück  ■  aus Berlin Brigitte Fehrle

Der neue Innenminister der DDR, Peter Michael Diestel (DSU), bremste gestern diejenigen, die lieber heute als morgen die Mauer einreißen und die Grenzbefestigungen abbauen würden. Auf einer Pressekonferenz in Berlin erklärte er, zwar werde es weitere Reiseerleichterungen geben, doch der freie Warenverkehr soll so schnell nicht kommen. Speziell die Bauern, meinte er, hätten ein Anrecht auf Schutz ihrer Produkte. Er habe bereits viele besorgte Zuschriften bekommen.

Als eines seiner Vorhaben hat sich der Innenminister die Stärkung der Polizei vorgenommen. Dabei will er sich auch westlicher Hilfe bedienen. Die erste Bewährungsprobe aber hat sowohl die VP aber auch der Innenminister nicht bestanden.

Er hätte, das warf ihm Konrad Weiß vom „Bündnis 90“ am Wochenende in einer Fernsehtalkshow vor, die Randale am Freitagabend verhindern können. Jedes Jahr gab es am 20. April - dem Geburtstag von Adolf Hitler - Randale, besonders in Berlin. Der Innenminister hätte das Fußballspiel nicht zulassen dürfen, meinte Konrad Weiß. In jedem Fall aber habe er dann in der Stadt präsent zu sein und nicht ins Ausland zu reisen.

Bei seiner Arbeit als Innenminister greift Diestel auch auf altgediente Kader der SED zurück. In seinen engen Beraterstab hat er sich den ehemaligen Innenminister Ahrens geholt. Er urteile nicht nach der Parteizugehörigkeit meinte er, nach den Mitarbeitern seiner Behörde befragt, sondern nur nach „Qualifikation und Loyalität“. Außerdem konstatierte er in seinem Amt „ein Umdenken“.

So manchem sei erst mal „das Herz in die Hose gerutscht“, als der Innenminister „der schwärzesten Partei“ das Amt übernommen habe, inzwischen, nach mehreren Gesprächen mit seinen neuen Mitarbeitern, herrsche aber ein „gutes Klima“. Siehe Artikel auf Seite 8

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