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Britische Atomfossilien

■ Verlängertes Leben für britische Plutoniumschleudern / Betreiberfirma beruft sich auf selbsterstelltes Gutachten

Dublin (taz) - Totgesagte leben länger. Die acht britischen Magnox-Atomreaktoren, die demnächst stillgelegt werden sollten, dürfen nun zehn weitere Jahre in Betrieb bleiben. Das entschied am Montag das „Nuclear Installations Inspectorate“ (NII). Die Atombehörde gab bekannt, daß die Lebenserwartung der Reaktoren in den Atomkraftwerken Calder Hall und Chapelcross durchaus 40 Jahre betragen könne, wenn bestimmte Auflagen erfüllt werden. Das NII stützte sich bei seiner Entscheidung ausgerechnet auf eine Studie von „British Nuclear Fuels“ (BNFL), der Betreiberfirma der acht Reaktoren. BNFL untersteht dem Verteidigungsministerium und produziert Plutonium für die britischen Atomsprengköpfe und für den Export. Darüber hinaus ist Chapelcross in Schottland die einzige britische Quelle für Tritium, einen wichtigen Bestandteil der Wasserstoffbombe. BNFL verkauft das bei der Plutonium-Produktion anfallende Abfallprodukt - den Strom an die Elektrizitätswerke.

Calder Hall ist das älteste industrielle Atomkraftwerk der Welt. Es gehört ebenso wie die Wiederaufbereitungsanlage Windscale zur Atomanlage Sellafield in Cumbria. Die neuen Auflagen zur Verbesserung der „Sicherheit“ betreffen unter anderem die Schnellabschaltung im Notfall und das Frühwarnsystem bei einem Leck der Gaskühlung. BNFL rechnet mit Kosten in Höhe von 30 bis 60 Millionen Mark. Doch auch danach werden die acht Reaktoren die heute gültigen Sicherheitsanforderungen bei Erdbeben nicht erfüllen. BNFL -Direktor David Evans will sich mit der Verlängerung der Betriebserlaubnis um zehn Jahre nicht zufriedengeben. Er möchte die Lebensdauer der Reaktoren auf 50 Jahre hochschrauben.

Martin Forwood, der Sprecher von „Cumbria gegen eine radioaktive Umwelt“ (CORE) sagte: „Es ist eine entsetzliche Vorstellung, daß diese Reaktoren noch zehn oder zwanzig Jahre für militärische Erfordernisse weiterlaufen sollen auf Kosten der Bevölkerung von Cumbria, die Opfer eines makabren Experiments sind.“

Ralf Sotschek

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