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Leider nicht gehört?!

■ Betr.:„STUBU: Schwarze Musik nur für Weiße“ (taz vom 25.4.1990)

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ich bedaure zu den im Artikel vorgetragenen Anschuldigungen vor Erscheinen nicht gehört worden zu sein. Hierzu möchte ich folgende Erklärungen abgeben:

Die mir unterstellte Ausländerfeindlichkeit betrachte ich als bösartige Verleumdung. Jeder kann sich allabendlich davon überzeugen, daß gerade das STUBU ein sehr gemischtes Publikum hat. Sicher wird von meiner Seite darauf geachtet, daß nicht jeder beliebige Gast Zutritt in mein Lokal findet. Leute, die durch ihr Äußeres unangenehm auffallen wie Schmuddeltypen, aber auch aufgeblähte Muskelprotze mit offener Hemdbrust und Goldkettchen werden nicht gern gesehen. Leider mußten auch wir in der Vergangenheit darauf achten, daß die Drogenszene bei uns keinen Einzug hält. Auch mußten wir unangenehme Belästigungen von Frauen abwehren sowie zeitweilig auftretende Diebstähle. Nach unseren Feststellungen waren hierfür leider häufig ausländische Gruppierungen verantwortlich. Dennoch hat es im STUBU kein generelles Ausländerverbot gegeben wie es in anderen Diskotheken teilweise üblich ist.

Ein entschiedenes Einschreiten gegen jedwede Mißstände entspricht nicht nur meinem persönlichen Anspruch, sondern ist auch meine Pflicht als Inhaber und Betreiber des STUBU's. Hier kann dann auch keine Rücksicht auf persönliche Belange und Freundschaften meines Personals genommen werden.

Am Sonntagabend den 22. April gab es eine Auseinandersetzung zwischen meinen Türstehern und mir, da ich einen Gast des Lokals verweisen ließ. Wie es sich herausstellte, handelte es sich um einen Freund dieser Türsteher, die ohne mein Wissen veranlaßten, daß dieser das Lokal wieder betreten durfte. Da ich ein Emotionsmensch bin, habe ich darauf sehr sauer reagiert, zumal ich mich durch das Vorgehen sehr provoziert fühlte. Es ist bedauerlich, daß die Türsteher hierauf mit Kündigung reagierten. Dennoch bin ich über den Fortgang dieser Leute nicht unglücklich, da sie bei der Durchführung ihrer Aufgaben teilweise mit unnötiger Härte vorgingen und ich ihnen untersagen mußte, bei ihrer Arbeit Schlagmittel einzusetzen. Es liegt mir ausdrücklich daran, Konflikte gewaltfrei und friedlich zu lösen, hierzu gehört allerdings auch ein friedfertiges Verhalten meines Publikums unbeschadet ihrer Hautfarbe oder Herkunft.

Rainer Büsing

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