D O K U M E N T A T I O N „Bleiberecht für Roma“

■ Flugblatt der „Roma und Cinti Union“ aus Anlaß des „Bettelmarsches“ von Bremen nach Bonn

Vor über tausend Jahren mußten wir unsere Urheimat Indien verlassen; seitdem stehen die Räder unserer Wagen nicht still. Wir haben versucht, uns in verschiedenen Ländern anzusiedeln, aber fast überall wurden und werden wir verfolgt, kriminalisiert, vertrieben und diskriminiert, weil wir eine andere Hautfarbe haben, eine andere Sprache sprechen und weil unsere Kultur eine andere ist. Viele von uns stammen aus osteuropäischen Ländern, wo wir am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts noch immer auf der niedrigsten gesellschaftlichen Stufe stehen und am Rande der Gesellschaft leben müssen. (...)

Wir können und wollen nicht weiter unter dem Druck der Angst leben, aus der Bundesrepublik wie ausgediente Gegenstände hinausgeworfen zu werden; wir fühlen uns wie auf Wanderdünen oder in Palästen aus Eis. Dieser Zustand ist unerträglich - auch wir wollen in Übereinstimmung mit den Menschenrechten leben.

Wir sind nicht länger bereit, auf die Gnade der Behörden zu hoffen, während wir tatenlos in unserer Hilflosigkeit verbleiben und Repressalien und Drohungen ausgesetzt sind. Angesichts der Entwicklung beider deutscher Staaten weckt eine derart ungeheuerliche Politik gegen eine ethnische Minderheit, die dem nationalsozialistischen Rassenwahn tausendfach zum Opfer gefallen ist, schlimmste Erinnerungen.

Roma und Cinti Union, Hamburg