: Biertrinken für Arbeitszeitverkürzung
■ 300 Vulkan-Arbeiter demonstrierten Streikbereitschaft auf dem Werksgelände
Biertrinken für Arbeitszeitverkürzung
300 Vulkan-Arbeiter demonstrierten Streikbereitschaft auf
dem Werksgelände
Rund 300 Arbeiter des Bremer Vulkan trafen sich gestern nach der Frühschicht bei Wind und Wetter auf dem Werksgelände und tranken Bier und Cola unter tropfenden Gewerkschaftsluftballons. Mit dieser Aktion, der zweiten nach 14 Tagen, zeigte der Vertrauenskörper des Betriebes, wie es aussehen würde - das Arbeiterleben ohne die Gewähr eines festen, freien Wochenendes. Mit ihr fiele ein Großteil der sozialen Kontakte weg; gemeinsame Freizeit, mit wem auch immer, würde selten. „Das Bier mit einem Arbeitskollegen müßte man gleich nach der Schicht trinken, so wie hier“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Karl-Heinz Schönberger.
Schon jetzt unterstützen er und seine Kollegen auf dem Vulkan die Forderungen der Gewerkschaft - freies Wochenende, 35 Stunden-Woche und Lohnzuschlag um 8,5 Prozent - mit Taten. Seit drei Wochen verweigern sie jede Überstunde, Wochenendarbeit gibt es auch nicht mehr, vorher besserte die Hälfte der 3.000köpfigen Belegschaft ihren Lohn mit Mehrarbeit auf, rund 700 auch am Wochenende. Diese betriebsinterne Verweigerung ist nur der Vorgeschmack auf das, was die Gewerkschaften den Arbeitgebern bieten wollen, sollten diese sich weiterhin unnachgiebig zeigen.
Betriebs- und gewerkschaftsübergreifend einigte sich die Bremer Arbeitnehmerseite der metallverarbeitenden Industrie am Donnerstag auf flächendeckende Warnstreiks ab dem 2. Mai. Auch auf den Fall, daß die Arbeitgeber wie angedroht mit Aussperrung reagieren, haben sich die Metaller vorbereitet: Alle anderen Gewerkschaften haben ihre Solidarität zugesagt, für die Kollegen, die in finanzielle Schwierigkeiten kommen, werden regionale Beratungsbüros eingerichtet.
Nach wie vor besteht die Unternehmerseite auf der Ausweitung der regulären Arbeitszeit auf den Sonnabend und bietet fünf Prozent mehr Lohn.
gwe
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen