: Für die BVG ein „Modellfall“
■ BVG will Bus-Mittelspur nicht nur auf dem Kudamm / Seit Samstag freie Fahrt für „Große Gelbe“ auf der Boulettenmeile / Vor dem Herbst keine neuen Busspuren
West-Berlin. „Ab durch die Mitte“ - so lautet am Sonnabend vormittag bei der Eröffnung der neuen Busspur auf dem Kurfürstendamm und der Tauentzienstraße auch für Radler das unausgesprochene Stichwort. Die wohl am heftigsten diskutierte Sonderspur für Busse, RadlerInnen, Taxen, Krankenwagen und den Schüler- und Behindertenverkehr verläuft als bisher einzige auf der mittleren Fahrbahn. Lediglich die linke Spur bleibt dem motorisierten Individualverkehr vorbehalten, während die rechte Fahrbahn tagsüber zwischen 8 und 19 Uhr als Ladezone zugelassen ist. Nur zum Ein- und Aussteigenlassen dürfen AutofahrerInnen hier kurz anhalten.
Die erst in langen Abstimmungen mit den betroffenen Bezirken und Interessenverbänden wie der AGCity erreichte „Mittellösung“ ist für BVG-Chef Konrad Lorenzen gleichwohl „möglicherweise generell ein Modellfall für andere Straßen“. Wenn sich die in Mittellage geführte Busspur auf dem Kudamm bewähre, könne zum Beispiel der bereits existierende Bussonderfahrstreifen auf der Hardenbergstraße entsprechend verlegt werden.
Verkehrssenator Horst Wagner gab sich bei der Eröffnung der Sonderspuren am Samstag abwartender. Bis der Verkehr in der City vernünftig fließe, seien „einige Schwierigkeiten“ zu erwarten. Deshalb auch setzt die BVG am Kudamm zunächst in zwei Schichten 65 Busspur-BetreuerInnen ein.
Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) begrüßt die „Stau-Halbierung“ am Kudamm. Wie andere Verkehrsinitiativen hielten die Naturschützer neben einer noch fehlenden Grünen Welle für die Busse auf der Boulettenmeile Tempo 30 für erforderlich, um die Zahl der Überholmanöver von Taxen zu begrenzen. Als nächsten Schritt wünschte sich der BUND eine „Pkw-freie City“.
Mit der Einweihung des Busstreifens Tauentzienstraße/Kurfürstendamm gibt es laut Verkehrsverwaltung in der Stadt nunmehr Busspuren in einer Gesamtlänge von 39 Kilometern. Geht es nach einer alten Wunschliste der BVG, werden es eines Tages 80 Kilometer sein. Doch bis zum Herbst werden erst einmal maximal „zwei kleine Busspurabschnitte“ zu dem Netz hinzukommen, sagte Wagners Sprecher Steinke. In der Diskussion sei unter anderem eine weitere Busspur für den 19er in der Bülowstraße und unter den Yorckbrücken.
Der Bezirk Tiergarten will mit Unterstützung der Umweltverwaltung statt einer Busspur lieber einen Rückbau der Beusselstraße. BVG-Chef Lorenzen plädiert ebenfalls für Rückbau. Dafür könne man dann abschnittsweise oder in voller Länge eine Busspur auf der Charlottenburger Kaiser-Friedrich -Straße einrichten. Allerdings sei auch dieses Vorhaben im Bezirk „noch sehr umstritten“.
thok
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