: Arbeitskampf in Südkoreas Straßen
■ Bestreikte Hyundai-Werft unter großem Polizeiaufgebot gestürmt / 650 Festnahmen nach schweren Zusammenstößen / Arbeiter des Autokonzerns Hyundai kündigen Solidaritätsstreik an
Ulsan (afp/wps) - In der südkoreanischen Hafenstadt Ulsan haben sich Polizei und streikende Arbeiter am Wochenende schwere Kämpfe geliefert. Am Samstag stürmten Tausende von Polizisten die seit Mitte der Woche bestreikte Hyundai -Werft. Über 650 Arbeiter wurden festgenommen. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen hielten auch gestern an. Etwa tausend Demonstranten bewarfen Polizisten mit Steinen und Molotowcocktails. In Seoul setzten 1.500 Demonstranten aus Protest gegen den Einsatz der Sicherheitskräfte eine Polizeiwache in Brand. Die Arbeiter des größten Automobilkonzerns Koreas, Hyundai-Motors, kündigten ebenso wie Arbeiter anderer Tochterunternehmen des Großkonzerns für den heutigen Montag einen Solidaritätsstreik an.
Die Polizei hatte das Werftgelände am Samstag früh gestürmt. Allerdings harrten auf dem Gelände auch am Sonntag noch etwa ein Dutzend Streikende mit leichtentflammbaren Lösungsmitteln auf einem 82 Meter hohen Kran aus. Die Unruhen hatten im Laufe des Samstages auch auf andere Betriebe in der Hafenstadt übergegriffen. Augenzeugen berichteten von Straßenschlachten zwischen Polizisten und Arbeitern, die Molotowcocktails von den Dächern ihrer Wohnhäuser geschleudert hätten. Die Polizei habe die Häuser daraufhin durchsucht und zahlreiche Automobilarbeiter mitgenommen.
Am Mittwoch war die Werft besetzt worden, um die Freilassung von sechs Gewerkschaftern, die sich im dreimonatigen Ausstand des vergangenen Jahres engagiert hatten, zu erzwingen - darüber hinaus eine Betriebsvereinbarung über die Bezahlung von Regenausfalltagen sowie Ausgleichszahlungen für berufsverletzte Arbeiter. Ein letzter Einigungsversuch war am Freitag nachmittag gescheitert. Die Regierung erklärte am Samstag, das „Überleben der Nationalökonomie“ hätte auf dem Spiel gestanden. Der Umsatz der Werft belief sich 1989 auf 1,5 Milliarden US-Dollar. Die Opposition bedauerte hingegen den paramilitärischen Polizeieinsatz gegen die Streikenden.
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