: Deputierte unterstützen unabhängiges Litauen
■ Prunskiene will über Tempo des Unabhängigkeitsprozesses verhandeln
Moskau (dpa/afp) - Eine Gruppe demokratischer Abgeordneter des Obersten Sowjets in Moskau hat die Unabhängigkeitserklärung der baltischen Republik Litauen unterstützt. Knapp sechzig Mitglieder der „Interregionalen Gruppe“ um den Reformer Jelzin unterzeichneten am Wochenende eine Erklärung, in der sie sich „entschieden“ gegen die Einführung einer direkten Präsidialregierung durch Moskau in Litauen sowie gegen die verhängte Wirtschaftsblockade aussprachen. Die Führungen in Moskau und Vilnius wurden „umgehend“ zu Verhandlungen aufgerufen.
In Kanada hat die litauische Ministerpräsidentin Prunskiene „internationale Garantien“ für solche Verhandlungen über die „Verlangsamung“ des Unabhängigkeitsprozesses gefordert. An eine „Aussetzung“ oder „Rücknahme“ der Unabhängigkeitserklärung vom 11.März sei nicht im entferntesten zu denken, erklärte Prunskiene am Montag in Ottawa. Einziger Punkt, über den gegenwärtig diskutiert werden könne, sei, die nach dem 11.März getroffenen Maßnahmen in der Republik zu „verlangsamen“. Insbesondere Frankreich und die Bundesrepublik seien aufgefordert, sich stärker in die Verhandlungen einzuschalten.
Der litauische Präsident Landsbergis bezeichnete unterdessen den gemeinsamen bundesdeutsch-französischen Aufruf zur einstweiligen Aussetzung der Unabhängigkeitsbeschlüsse als positiv. In der Pariser Zeitung 'Le Figaro‘ erwähnte er die Möglichkeit einer Übergangsphase für die Umsetzung der Unabhängigkeitserklärung. Er sei bereit, mit Moskau über alle seit der Ausrufung der Unabhängigkeit angenommenen gesetzgeberischen Akte zu diskutieren. Der stellvertretende Ministerpräsident Ozolas erklärte sich gar bereit, die Unabhängigkeitserklärung für zwei Jahre zu suspendieren, um in dieser Zeit mit Moskau über die verabschiedeten Gesetze zu verhandeln.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen