: Wenn Frauen zuviel Norwood lesen
■ betr.: „Blut und Rosen“ (War das Attentat der Arzthelferin Adelheid Streidel ein verrückter Liebesakt?“, taz vom 27.4.90
betr.: „Blut und Rosen“ (War das Attentat der Arzthelferin Adelheid Streidel ein verrückter Liebesakt?), taz vom 27.4.90
Ute Scheub, wenn Du glaubst, Liebe sei Frau Streidels Tatmotiv gewesen, so hast Du zuviel Norwood oder Groschenromane gelesen.
Stell Dir vor, der Attentäter wäre ein Mann, dann wäre er also schwul, verliebt in Lafontaine, und mit dem Messer ( Penis) penetriert er ihn auf der Bühne.
Wäre es vielleicht politischer, wenn statt „Frauenfreund“ Oskar der rechte Fettklops Kohl von einer Frau abgestochen würde?
Ist es kein politisches Motiv, wenn Frau Streidel behauptet, es gäbe unterirdische Fabriken, in denen Menschen mit Wissen der Politiker körperlich und geistig umgeformt werden? Hier und heute werden Menschen körperlich und geistig umgeformt, in Fabriken, mit Wissen der Politiker. Warum sollte man ihr das Motiv nicht glauben? Sie war Arzthelferin, ein Knochenjob, bei dem man diese „Wracks“ täglich sieht.
Wenn sie sich als Frau von Männern verfolgt oder bedroht fühlt, ist das nichts Ungewöhnliches.
Aber Frauen dürfen ja nicht aggressiv sein, vor allem nicht im weißen Kleid und mit rotem Mund. Hast Du schon mal über Tarnung nachgedacht? In schwarzen Lederklamotten wäre sie wohl nicht an ihn rangekommen.
Warum hast Du so eine Angst vor ihrer Aggressivität, daß Du sie einfach ausblendest? Vielleicht ist das dieselbe Angst der Herren da oben: So jemanden wie Frau Streidel sieht man „es“ nicht an, gerade weil sie ganz „normal“ aussieht und eine Frau ist. Da greifen die Sicherheitsmaßnahmen nicht mehr.
Ich empfehle Dir den Film Die Stille um Christine M. anzusehen.
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