: Vereinigung von Nato und Warschauer Pakt
■ E U R O F A N
Daß eine endgültige Lösung für die Zukunft nur mit Hilfe eines europäischen Sicherheitssystems und unter Einschluß des gesamten Deutschland geschehen kann, wissen wir alle. Das Problem dabei: möglicherweise passiert die deutsche Wiedervereinigung früher als die Ausarbeitung dieses Sicherheitssystems. Konsequenz: Was wir vor allem brauchen, ist eine Übergangsregelung.
Die beiden deutschen Staaten müssen die von ihnen jeweils eingegangenen Verpflichtungen einhalten: das bedeutet, daß beide bis zur Schaffung des paneuropäischen Sicherheitssystems Mitglieder ihrer jeweiligen Allianzen bleiben müssen, der Nato beziehungsweise des Warschauer Paktes. Daß dieser Vorschlag auch schon aus den USA kam und gleichzeitig das Wohlwollen in der Sowjetunion gefunden hat, läßt uns für die Zukunft Europas hoffen.
Der Einwand dagegen lautet, daß man ein solches System nur schwer realisieren könnte. Richtig. Doch komplizierter als andere Vorschläge ist das auch nicht - etwa als der Genscher -Plan, der den Verbleib von Truppen der UdSSR im Ostteil eines ansonsten vereinigten Deutschland vorsieht. Auch daß es sich dabei um etwas ganz Ungewöhnliches, absolut Neues handelt, sollte uns nicht abhalten.
Natürlich funktioniert all das nur, wenn die beiden Pakte einander nicht mehr feindlich gegenüberstehen; aber genau daran arbeiten derzeit ja alle: Beide Bündnisse beschleunigen ihre Transformation in eine poitische Allianz, die dann in das angesteuerte europäische Sicherheitssystem im Rahmen von Helsinki II einfließen können.
Doch da ist noch mehr: Das vereinigte Deutschland könnte in diesem Rahmen zur Brücke für die Fusion der beiden bisher gegnerischen Sicherheitssysteme werden.
Und das wäre gleichzeitig wohl auch der beste Weg, um die verständlichen Ängste vor dem wiedervereinigten Deutschland zu beseitigen.
Giuseppe Boffa
Der Autor, PCI-Senator im italienischen Parlament und Experte für internationale Beziehungen, ist Präsident des CESPI-Instituts für internationale Fragen
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