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Jeder zweite Stahler der DDR überflüssig

■ RWI: Total veraltete Anlagen / Weniger Bedarf

Essen (dpa) - Fast jeder zweite der rund 82 000 Beschäftigten in der Stahlindustrie der DDR wird nach einer Prognose des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) nach der Vereinigung der beiden deutschen Staaten seinen Arbeitsplatz verlieren. Nach den Berechnungen der Essener Wirtschaftsforscher wird sich die Zahl der Arbeitnehmer in der DDR-Stahlindustrie zunächst vor allem als Folge einer erheblich verringerten Stahlproduktion auf rund 43.000 reduzieren. Während einer auf mehrere Jahre zu veranschlagenden Übergangszeit sei daher mit „regional und sozialpolitischen Schieflagen“ zu rechnen, die ähnlich wie in den westlichen Montanstandorten spezielle Hilfsmaßnahmen erforderlich machen könnten.

Trotz großer Kombinate zersplitterte Produktionsstandorte und total veraltete Anlagen seien Gründe für die Schwierigkeiten. Im VEB Stahlkombinat Brandenburg erfolge die Rohstahlerzeugung beispielsweise noch in den technisch völlig veralteten Siemens-Martin-Öfen. Eine leistungsfähige Warmbreitbandstraße, das Kernstück einer modernen Anlage zur Blecherzeugung, suche man in der DDR vergebens. Bei einer Produktionskapazität der DDR-Stahlindustrie von gegenwärtig acht Millionen Jahrestonnen Rohstahl müssen nach den Zahlen der RWI-Forscher durchschnittlich 24,4 Beschäftigungsstunden eingesetzt werden, um eine Tonne Rohstahl zu erzeugen. In der Bundesrepublik liege der Vergleichswert dagegen bei nur 4,4 Stunden.

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