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Grüne: Kohl gab nach Strauß-Brief U-Boot-Geschäft mit Südafrika frei

Bonn (dpa) - Nach Ansicht der Grünen ist jetzt erwiesen, daß Bundeskanzler Kohl auf Intervention des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Strauß 1984 grünes Licht für das umstrittene U-Boot-Geschäft mit Südafrika gegeben hat.

Aus der erst jetzt dem Bonner Untersuchungsausschuß zugeleiteten Kopie eines Strauß-Briefes an Kohl geht hervor, daß dieses Schreiben unmittelbar vor einem Telefonat des damaligen Kanzleramtschefs Waldemar Schreckenberger mit den U-Boot-Firmen in Kiel und Lübeck eingetroffen ist. In diesem Telefonat teilte Schreckenberger den Firmen mit, Kohl und Strauß stimmten der Lieferung von U-Boot-Plänen und -Teilen an Südafrika zu.

Bisher war unklar, wann der Strauß-Brief mit der Bitte um schnelle Zustimmung - „Daher ist größte Eile geboten (...). Ich bitte Dich, Dich dieser Angelegenheit anzunehmen und das weitere zu veranlassen.“ - im Kanzleramt eingegangen ist. Aus den Unterlagen der bayerischen Staatskanzlei geht nun hervor, daß das Schreiben am 31.Juli 1984 um 09.45 Uhr per Fernkopie an das Bonner Strauß-Büro abgesetzt wurde. Es trug die Anweisung: „Bitte Brief sofort in Umschlag Ministerpräsident und durch Boten mit dem Vermerk 'sofort aushändigen‘ an Bundeskanzler.“ Am gleichen Tag um 13.00 Uhr gab Schreckenberger den Firmen telefonisch „grünes Licht“.

Dieser zeitliche Ablauf mache klar, daß Kohl Schreckenberger direkt nach der Lektüre des Strauß-Briefes mit dem Anruf beauftragt habe, äußerten die Grünen -Vertreterinnen im Untersuchungsausschuß, Angelika Beer und Uschi Eid, am Mittwoch.

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