: „Man muß das nicht so interpretieren“
Der Vorsitzende des AStA-TU, Markus Stilo (23), zu der Presserklärung des Studentenausschusses gegen die taz im Zusammenhang mit dem 1. Mai ■ I N T E R V I E W
Der AStA-TU hat am Mittwoch erklärt, einer der drei Schüsse, die am 1. Mai auf Demonstranten abgegeben worden seien, „kam von der taz“. Die taz-Berichterstattung im Vorfeld des 1. Mai wurde als „Hetze“ bezeichnet und mit Springer verglichen, der 1968 mit seiner Berichterstattung beim Mordanschlag auf Rudi Dutschke „mitgeschossen“ hat.
taz: Eure Presseerklärung endet damit: „Wir müssen die gleichen Schlüsse ziehen wie damals die Bewegung und uns entsprechend verhalten“. Was soll das heißen?
Markus Stilo: Wir werden uns ensprechend verhalten hieße zum Bespiel, daß ich dir kein Interview gebe. Jetzt werde ich schon wieder wortbrüchig. Ansonsten heißt es, daß wir in der Vergangenheit immer noch der Meinung waren, daß die taz ein Medium ist, in dem die linken Veranstaltungen und Inhalte weitergetragen werden können.
Aber nach den Erfahrungen der letzten Zeit - das bezieht sich nicht nur auf die Ausgabe vom 30. April - heißt das, daß wir die taz bei künftigen Veranstaltungen nicht mehr verteidigen werden, wenn es darum geht, ob sie rausgeschmissen werden soll oder nicht.
Hast du jemals eine Springer-Zeitung von 1968 gelesen?
Nein. Aber ich habe genug Berichte über die Rolle der Springer-Presse bei dem Mordanschlag auf Rudi Dutschke gelesen.
Wer hat die Erklärung des AStA-TU verfaßt?
Der ASta TU ist ein breites Bündnis angefangen von Leuten bei den Jusos bis in die radikale Linke hinein. Die Erklärung wurde bisher von allen Spektren getragen. Selbst die JuSos sagen, die Erklärung ist in Ordnung.
Für wen steht das „Wir“ in der Erklärung?
Das bezieht sich erst mal nur auf die Leute, die das verfaßt haben, in dem Sinne auf den AStA, ich kann natürlich nicht für andere Leute sprechen.
Die „Linke Liste im AStA TU“ hat noch eine eigene auf die taz bezogene Erklärung rausgegeben, in der es heißt: „Die Handlanger-Redakteure haben Namen. Nowakowski, armes Schwein, bleibst nicht lang mehr allein.“ Ist das auch deine Meinung?
Das steht da so drin?
Kennst du die Erklärung nicht?
Doch. Aber man muß das nicht unbedingt so interpretieren.
Der genannte Redakteur wurde damals mit Steinen beworfen und bedroht. Den Satz kann man nur als Drohung verstehen.
Wenn ihr das so versteht. Ich verstehe das nicht so. Man könnte das so lesen, daß auch andere Redakteure aus dem Kiez rausgeworfen werden. Ich will das aber gar nicht interpretieren, weil ich an der Erklärung nicht mitgewirkt habe.
Teilst du sonst die Positionen der „Linken Liste“?
Ich sympatisiere sozusagen mit ihr.
Interview:plu
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