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Der Schwarzhandel mit Aluchips floriert

■ Neuer Umtauschkurs belebt das Tauschgeschäft am Zoo Angebot und Nachfrage bestimmen den Kurs der Ost-Mark

Nach der Aufwertung der DDR-Mark gegenüber der West-Mark floriert der Devisen-Schwarzhandel rund um den Bahnhof Zoo laut Aussage eines Händlers sogar besser als je zuvor. Olaf, 42jähriger DDR-Bürger und seit einigen Wochen im Devisengeschäft in der Zoogegend aktiv, bietet 250 Mark Ost für 100 Mark West, damit ist der Preis der Alumark über Nacht um fast ein Drittel in die Höhe geschnellt. Olaf betrachtet sich in erster Linie als Dienstleister am Kunden. Schade findet er, als DDR-Bürger keinen Gewerbeschein zu bekommen, der seine Geschäfte legalisieren würde. Ein junger Schieber, laut Eigenaussage Westberliner Schüler, bestätigt die enorme Nachfrage nach Ostmark an diesem Vormittag. Seine Hauptkunden sind Touristen, die vor der Währungsunion noch schnell ein Schnäppchen im Osten machen wollen.

„So billich krieg'n mer's doch drüben nimmermehr“, meint ein Herr aus dem süddeutschen Raum und tauscht einen Blauen ein. Ein bißchen Nervenkitzel sei auch dabei, gibt er zu. Oskar, Ende sechzig und vom Prenzlauer Berg, wieselt zwischen den Händlern herum und erklärt alle für bekloppt, die schwarz tauschen. „Die Wechselstuben haben doch einen viel günstigeren Kurs“, ruft er. Da kosten 100 Mark Ost nur 35 Mark West. Von 2:1 auch hier keine Spur, den Kurs bestimmen einzig Angebot und Nachfrage. Und die gestiegene Nachfrage, nach Ansicht einiger Händler „Torschlußpanik“, hat auch hier die Ostmark über Nacht um ein knappes Drittel verteuert. Der Geschäftsführer einer Wechselstube bestätigt die rege Nachfrage. „Nach zwei Stunden geht den Wechselstuben eh‘ die Ostmark aus“, sagt einer der Schwarzhändler. „Dann müssen die Leute zu uns kommen.“ Über die Höhe der Tauschbeträge gibt der Mann in der Wechselstube nur ungern Auskunft. „Summen von 10.000 Mark zählen nicht unbedingt zu den großen Beträgen.“

bw

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