Ermittlungen gegen Polizisten

■ Pätzold entschuldigt sich bei Pressefotografen für Schlagstockeinsatz am 1. Mai / Der Fall ist heute Thema im Innenausschuß

West-Berlin. Gegen die Polizeibeamten, die in der Nacht des 1. Mai in Kreuzberg zwei Pressefotografen mit Schlagstöcken und Schildern verprügelt haben, wird inzwischen von Amts wegen ermittelt. Innensenator Erich Pätzold (SPD) hat am Mittwoch abend den Fotografen sein Bedauern übermitteln lassen. Heute wird sich der Innenausschuß in einer Sondersitzung unter anderem auch mit diesem Fall beschäftigen.

Wie berichtet (siehe taz von gestern, Seite 6), ereignete sich der Vorfall um ca. 22 Uhr auf der Skalitzer Straße /Ecke Mariannenstraße. Detlef Konnerth und Sabine Sauer, beide freie Fotografen, die im Auftrag des 'Stern‘ unterwegs waren, standen zusammen unter der Hochbahn. Ein dritter Fotograf konnte die Szene genau beobachten und fotografieren und beschreibt den Ablauf folgendermaßen: Mehrere Polizisten, die an der gegenüberliegenden Ecke ein Autohaus bewachten, rannten über die Straße einer Gruppe Leute entgegen - offenbar in der Absicht, sie festzunehmen. Die Fotografen näherten sich, um die Szene zu fotografieren. Der erste wurde mit Schilden abgedrängt, jedoch ließ er sich nicht abweisen. Daraufhin zogen die Beamten die Knüppel. Konnerth erlitt zwei Platzwunden am Kopf und Prellungen.

Seine Kollegin Sabine Sauer, die ihm zu Hilfe kam, wurde ebenfalls abgedrängt, zu Boden geworfen und mit den Kanten der Schilder geschlagen. Sie war zeitweise ohnmächtig und mußte im Urbankrankenhaus behandelt werden. Konnerths Kopfverletzungen wurden von den Ärzten im Heilehaus behandelt. Unabhängig von den eigenen Ermittlungen der Polizei stellen beide Fotografen Strafanzeige gegen die Beamten.

Die harten Schläge der Polizisten trafen in der Nacht nicht nur die beiden Pressefotografen. Zwar gab es wenig heftige Szenen im großen Stil. Einzelnen gegenüber ging die Polizei jedoch mit aller Härte vor - so die Einschätzung von verschiedensten BeobachterInnen. Unter anderem traf es um etwa 20.30 einen etwa 25jährigen türkischen Mann auf der Blockspitze Oranien/Skalitzerstraße. Er wurde von mehreren Beamten mit Stiefeltritten traktiert und schließlich in die Wanne geschleift.

Der Innenausschuß wird sich heute auch mit dem Fall eines etwa 15jährigen Jungen beschäftigen, der in der Mai-Nacht von Beamten der EB 41 ins Urbankrankenhaus eingeliefert wurde. Er hatte eingeschlagene Zähne, einen Schädelbruch und gebrochene Handgelenke.

bf