: Umwelt wird gemacht
■ Bei der Präsentation des ersten Umweltberichts seines Ministeriums strahlt Umweltminister Töpfer vor Zufriedenheit
Berlin (taz) - Bundesumweltminister Töpfer sieht seine Bemühungen um die Entlastung der Umwelt in vollkommener Harmonie mit der Wachstumspolitik der Bundesregierung. Auf insgesamt 600 Seiten des ersten Umweltberichts seines Ministeriums glaubt der Bonner Oberökologe vor allem eines beweisen zu können: Ungebremstes Wirtschaftswachstum und eine Verbesserung der Umweltsituation gehen Hand in Hand.
Während die Wirtschaft seit 1970 um 59 Prozent gewachsen sei, gingen der Schwefeldioxidausstoß um 72, die Staubemissionen um 59 und die Kohlenmonoxidbelastung um 40 Prozent zurück. Bei den für das Waldsterben in der Bundesrepublik mitverantwortlichen Stickoxiden allerdings gab es bis 1987 eine stetige Zunahme, seither stagniert der Ausstoß bei etwa 2,8 Millionen Tonnen jährlich.
Den Umweltschutzkosten, die nach Töpfers Bericht 1988 insgesamt 35,7 Milliarden DM betrugen, will der Minister künftig die jährlichen Umweltschäden gegenüberstellen. Die allerdings schätzte das Umweltbundesamt schon vor geraumer Zeit auf deutlich über 100 Milliarden DM pro Jahr.
Seine „anspruchsvolle Umweltpolitik“, lobte sich Töpfer gestern in Bonn, habe inzwischen eine „blühende Umweltschutzindustrie“ im Schlepptau, die wiederum „deutschen Anlagenherstellern beträchtliche Wettbewerbsvorteile auf ausländischen Märkten“ beschere. Als Problemfelder nannte der Umweltminister den Klimaschutz und in diesem Zusammenhang die rasche Minderung des Kohlendioxidausstoßes. Der Bundesrepublik möchte Töpfer eine 25prozentige CO2-Reduzierung bis 2005 verordnen und liegt darüber mit Wirtschaftsminister Haussmann im Clinch, der es lieber bei wohlklingenden Appellen belassen möchte. Außerdem will der Umweltminister „endlich auf die Bremese der Wegwerfgesellschaft“ treten.
DDR-Umweltminister Karl-Hermann Steinberg (CDU) hatte erst vor wenigen Tagen angekündigt, den Weg in die „Blechdosengesellschaft“ wolle sein Land nicht nachvollziehen. Zwar müsse in den kommenden Jahren ein „Beitrag zur Umweltsanierung in der DDR“ geleistet werden, sagte Töpfer. Eine „Atempause in der Umweltpolitik“ der BRD werde jedoch nicht eingelegt.
gero
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