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Radfahren soll sicherer und schneller werden

■ SPD-Fraktion diskutierte einRadwege-Konzept

Breite, gutgepflegte Radwege sind entschieden sicherer als heruntergekommene schmale. Mit dieser bahnbrechenden Erkenntnis konnten alldiejenigen nach Hause gehen, die am Freitag nachmittag dem Ruf der SPD-Fraktion in den Veranstaltungssaal der „Glocke“ gefolgt waren, um sich ein paar Expertenstatements zum Thema Radwege in Bremen anzuhören.

Eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe unter der Federführung des „Verkehrsökologen“ Klaus Schäfer-Breede hatte seit August 1988 in mühevoller Kleinarbeit Daten, Fakten und Gesetze in Sachen Radfahren zusammengetragen und damit einen dicken Bericht verfaßt. Schöner Titel: „Grundsätze zur Radverkehrsführung im Straßenraum als Ergänzung zu den Entwurfskriterien für Radverkehrsanlagen.“ Also irgendwas mit Radfahren.

Das nämlich soll in den nächsten Jahren in Bremen sicherer und schneller werden. Und damit die Beteiligten Behörden nicht über jede kleine Maßnahme in Grundsatzstreitigkeiten ausbrechen, soll der dicke Bericht ein Raster für künftige Planungen bieten.

Aber so ganz genau wissen die Beteiligten offensichtlich immer noch nicht, was wo in Bremen so alles zu tun ist. Die große Spanne von 30 bis 70 Prozent aller Radwegeführungen, die überarbeitet werden sollen, verrät die Unsicherheit. Und ob es dafür auch Geld geben wird, mindestens zwei Millionen im Jahr forderte Bauderzernent Hans-Otto Mohrmann alleine für Radwegeunterhaltung, steht auch noch in den Sternen.

Aber eins ist bei den Untersuchungen sehr deutlich geworden. Schäfer-Breede: „Es gibt in Bremen Straßen mit Radwegen und Straßen ohne Radwege.“ Oder im wissenschaftlichen Duktus: Es herrschen die Prinzipien der Mischung und der Separation. Und geht es nach den Vordenkern in Sachen Radverkehr, dann sollen

in Bremen bald Straßen mit Radwegen zu Straßen ohne Radwege werden und auch umgekehrt. Klartext: In den 60 Prozent aller Straßen, die bald zu Tempo 30 Zonen umgeschildert werden, sollen der Rad- und der Autoverkehr künftig auf einer Fahrbahn gemischt werden.

Was allerdings größere Baumaßnahmen voraussetzt, da überall dort, wo bislang ein Radweg ist, dieser auch benutzt werden muß. Das verlangt die Straßenverkehrsordnung und die muß schließlich auch in Bremen beachtet werden. Sehr zum Mißfallen des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs, dessen Vorsitzender Werner Hüller den Versammelten ein Plädoyer für die Mitbenutzung der Straßen durch Radfahrer hielt. Ab einem Tempo über 15 sei dies sicherer. Ein Argument, das auch die Planungsgruppe in Teilen aufgenommen hat.

Eine weitere Anregung, die nun nur noch auf die Umsetzung wartet: Sichere Linksabbiegespuren für Radler an befahrenen Ampelkreuzungen.

Als Moderatorin des Nachmittags hatte die SPD-Fraktion Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte gewonnen. Die las, ohne dabei den anwesenden SPD-Baufraktionär Carlo Schreiber anzugucken, den Straßenbauverfechtern in der SPD die Leviten. Neue Straßen seien in der SPD-Fraktion nach wie vor heftig umstritten. Dies sei einer ökologische Stadtentwicklung nicht dienlich. „Wir brauchen dafür eine breite Mehrheit in der Regierungsfraktion“, meinte sie. Ansonsten dankte sie, daß so viele bei dem schönen Wetter gekommen waren, das doch eigentlich zur Radtour eingeladen hätte.

Doch dann wäre eine weitere wichtige Mitteilung des Verkehrsökologen Breede-Schäfer ungehört verhallt. Wie sagte er doch so schön: „Radwege ohne Radwegezeichen kann man benutzen, muß man aber nicht.“

hbk

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