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Tele-Junk

■ Nina Grosses „Tote leben nicht allein“, ZDF, 19.30 Uhr

Falsche Liebe und verhängnisvolle Leidenschaften sind das Motto einer ZDF-Psychokrimi-Reihe, die als Koproduktion mit Antenne II und RAI II entstand und auf Verfilmungen des französischen Genre-Autorenteams Piere Boileau und Thomas Narcejac basiert. In den bereits gesendeten Folgen Das Leben ein Alptraum und Das Geheimnis des gelben Geparden wurden die Mörder ausschließlich von ihren Gefühlen zur Tat getrieben. Sie sind das Opfer ganz alltäglicher Träume und Wünsche. Mit dem kleinen Unterschied, daß sie zu „Helden“ werden, weil sie sich mit dem Träumen allein nicht zufrieden geben...

Stets ist eine im Zuge komplizierter Verwicklungen und Intrigen erstarkende Frauenfigur handlungsauslösendes Element. In Nina Grosses Tote leben nicht allein ist es die sensibele Vera Bergmann (Myriem Roussel), die ihr ganzes Leben im Schatten ihrer dominanten Cousine Simone (Judith Pfistner) stand. Auch ihr machohaft-cholerischer Mann Philip (Peter Sattmann) hat sie immer spüren lassen, daß sie neben der reichen Tochter des deutschstämmigen Industriellen Lehner (Adolf Spalinger) aus Australien nur die zweite Wahl ist.

Beim Rückflug nach Hamburg stürzt die Maschine noch über Australien ab. Lehner, Vera und Philip überleben; der steinreiche Industrielle erleidet einen schweren Schock. Skrupellos nutzt Philip die Umnachtung Lehners aus und zwingt seine willenlose Frau, Simones Identität anzunehmen, um an deren beträchtliche Erbschaft zu kommen. Eine nicht allzu sorgfältig konstruierte Ausgangssituation für eine Kriminalgeschichte.

Die Rechnung geht auf, wunder- beziehungsweise seltsamerweise. Nur mit einem hat Philip nicht gerechnet. Daß das Mauerblümchen Vera sich mit den Milliönchen auf der hohen Kante und dem entsprechend luxuriösen Lebenswandel binnen kurzer Zeit zur selbstbewußten, emanzipierten Frau entwickelt. So die zweifelhafte Moral des in Logik und Handlungsaufbau nicht immer überzeugenden Fernsehthrillers: Geld macht zwar nicht glücklich, aber einsichtig. Nachdem die kleine Vera im Geld schwimmt wie Dagobert Duck in seinen Talerchen, gibt sie sowohl ihrem ausgemacht fiesen Ehemann als auch dem zwischenzeitlich auf der Bildfläche erscheinenden, ebenfalls vornehmlich an Bargeld interessierten Nebenbuhler und Klatschreporter Ralph Michaelis (Klaus Behrend) den Laufpaß.

Formgefühl, Stil und Atmosphäre bescheinigten Kritiker der 31jährigen Absolventin der Münchner Filmhochschule, Nina Grosse, die für ihr Debüt Der gläserne Himmel den bayerischen Filmpreis erhielt. Formgefühl, Stil und Atmosphäre zählen jedoch nicht zu den stärksten Seiten von Tote leben nicht allein. Der Plot ist so holprig erzählt wie eine Fahrt in einem VM-Passat mit kaputten Stoßdämpfern über Kopfsteinpflaster. Die Interieurs sind mit blutleeren Designermöbeln ausgestattet, die soviel Atmosphäre ausstrahlen wie ein Sonnenstudio. Einzig das sich auf die energische Darstellung Peter Sattmanns stützende Zusammenspiel der Akteure erzeugt ab und an Spannung.

Rie

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