Adass Jisroel vom Jüdischen Weltkongreß ausgeschlossen

Berlin-Mitte. „Antijüdische Maßnahme in Berlin“ - unter dieser Überschrift steht ein Protestbrief gegen den Ausschluß der orthodoxen jüdischen Gemeinde Adass Jisroel vom Jüdischen Weltkongreß, der am Sonntag in West-Berlin eröffnet wurde. Um die Situation der Gemeinde ging es gestern auf einer Pressekonferenz im Gemeindezentrum in der Tucholskystraße.

1869 in Berlin gegründet, während der Nazidiktatur verboten und verfolgt, erfuhr Adass Jisroel erst in diesem Jahr durch Regierungschef de Maiziere die Wiederanerkennung als legale und gleichberechtigte jüdische Gemeinde. Inzwischen wurde die Synagoge wiedereröffnet, eine Bibliothek ist im Aufbau, die Gemeinde hat mit dem Rabbiner Dr. Eliezer Ebner wieder einen geistigen Leiter, und morgen beginnt im Gemeindehaus der erste Hebräisch-Kurs.

Im Westteil der Stadt blieb der Gemeinde die Anerkennung bisher versagt. Die Westberliner Kultursenatorin Dr. Martini habe am vergangenen Freitag gegenüber Gemeindevertretern zum Ausdruck gebracht, daß sie daran nichts zu ändern gedenke, berichtete Mario Offenberg, Geschäftsführer von Adass Jisroel in Berlin. Befragt zu den jüngsten antisemitischen Schmierereien, erklärte er, das sei für Adass Jisroel nichts Neues: „Die großen Anschläge gegen uns sind nicht in der Nazizeit, nicht in den 50er oder 60er Jahren verübt worden, sondern zwischen 1974 und 85, wo auf unserem Friedhof von 3.000 Grabsteinen 2.400 umgestürzt oder gar zerschlagen wurden.“ Mit Kenntnis und Duldung aller Behörden dieser Stadt sei das geschehen, insbesondere des früheren Stadtrates für Inneres, des Staatssekretariats für Kirchenfragen und der Vertreter der Jüdischen Gemeinde in Ost-Berlin.

Susanne Steffen