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Gewinner: die Kleinen

■ Infas-Analyse der DDR-Kommunalwahlen

Bonn (dpa) - Das Institut für angewandte Sozialwissenschaften (infas) analysierte die DDR-Wahlen wie folgt: Der Rückgang um rund 18 Punkte auf 75 Prozent stellte die dramatischste Veränderung im Wahlergebnis dar. Auf jeden Fall erlitt die CDU durch mangelnde Mobilisierung besonderen Schaden. Rund eine Million Wähler, die am 18. März noch die Christdemokraten gewählt hatten, blieben diesmal den Urnen fern. Mobilisierungsverluste erklären jedoch die Einbußen der CDU um 6,4 Prozentpunkten nur zu etwa zwei Drittel. Fast eine halbe Million wanderte zu anderen Parteien ab: Insbesondere in den ländlichen Regionen wechselten viele zur Demokratischen Bauernpartei Deutschlands und zum neugegründeten Bauernverband. Die kräftigsten Einbußen mußte die CDU in den südlichen Bezirken Erfurt (minus 17,0) und Suhl (minus 15,6), andererseits im Norden, in Schwerin (minus 12,5) und Neubrandenburg (minus 10,7) hinnehmen. In diesen beiden nördlichen Bezirken kamen DBD und Bauernverband zusammen auf rund 13 Prozent. Entgegen dem allgemeinen Trend wurde in Karl-Marx-Stadt gewählt, wo die CDU 8,4 Punkte gewann, und zwar auf Kosten der DSU, die dort 11,3 Prozentpunkte verlor.

In Thüringen konnte die SPD ihren Stimmenanteil um 2,7 Punkte vergrößern. Außerdem gelang ihr im Bezirk Leipzig ein Zugewinn von 3,2 Punkten. In allen anderen Bezirken fiel die SPD hinter ihr Ergebnis vom 18. März zurück, besonders kräftig (minus 3,0) im Land Mecklenburg und dort vor allem im Bezirk Schwerin (minus 5,4). Deutliche Zuwächse für die SPD gab es in Gera (plus 9,3), Kreis Eisenhüttenstadt (plus 8,7), Kreis Teterow (plus 8,5) oder Kreis Greiz (plus 7,3). Die größten Einbußen verzeichnet die SPD in den Kreisen Zerbst (minus 18,6) und Havelberg (minus 20,9), beide im Bezirk Magdeburg. Gegenläufige Tendenzen im Abschneiden der SPD haben dazu geführt, daß sie auf dem Land in ihrer Position geschwächt wurde, während sie sich in den großen Städten behaupten konnte, hier und da sogar zulegte. In Magdeburg und Schwerin ist die SPD heute stärkste Partei.

Mit drei Prozentpunkten hat die PDS am stärksten in den städtischen Dienstleistungsgebieten verloren. Stärkste Partei ist sie nach wie vor in Frankfurt/Oder, Neubrandenburg und Eisenhüttenstadt. Obwohl das Bündnis 90 und das Neue Forum nicht mehr in gleicher Eintracht antraten wie noch am 18. März, haben sie zusammengenommen zugelegt (plus 1,5 Punkte). Das Bündnis 90 büßte zwar 1,6 Prozentpunkte ein, dafür bekam das Neue Forum, dort, wo es allein kandidierte, 3,1. Zu diesem Trend gehört auch der Zuwachs bei den grünen Gruppierungen um 0,8 Punkte auf 2,8 Prozent.

Wenn von den regionalen Besonderheiten abgesehen wird, fällt ein landesweit durchgängiger Trend dieser Kommunalwahlen ins Auge: Alle größeren Parteien haben gegenüber der Volkskammerwahl an politischem Gewicht verloren, am meisten CDU und DSU, aber auch SPD und PDS. Gewinner waren die kleinen Parteien, Gruppierungen, Wählerbündnisse. Im ländlichen Raum waren es neben den Bauernverbänden vor allem die Liberalen, in den Städten vor allem Bündnis 90, Neues Forum und Grüne.

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