: Grüne: Nicht im Grünen bauen
■ Wohnungsnot mit Verpflichtung zur Lückenbebauung stoppen
16.000 neue Wohnungen bis zum Jahr 2.000: So will es das Wohnungsbauprogramm, das der Bremer Senat sich vorgenommen hat. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen auch neue Entwicklungsgebiete ausgewiesen werden. Sprich: Es soll auch auf Feld, Wald und Wiese gebaut werden. Daraus folgerten die Grünen in der Bürgerschaft gestern auf einer Pressekonferenz, daß „die Zubetonierung der letzten Grünflächen geplant“ sei.
Um nicht nur zu mäkeln, sondern auch gangbare Alternativen aufzuzeigen, hatten die Abgeordneten Irmgard Jahnke und Horst Frehe Mitarbeiter des Planungsbüros „Vor Ort“ mitgebracht, die für die Grünen ausgerechnet haben, daß der Neubau von 16.000 Wohnungen auch ohne weiteren Flächenfraß erreicht werden könnte.
Die Grüne Rechnung: Auf ausgewiesenen Bauflächen können rund 8.000 neue Wohnungen erstellt werden, hier herrscht Übereinstimmung mit den Senatszahlen. Anders aber bei den Baulücken. Während der Senat davon ausgeht, daß maximal 2.250 neue Wohnungen bei der Bebauung aller Baulücken entstehen könnten, glauben die Grünen, daß insgesamt 8.000 neue Wohnungen auf diese Art entstehen könnten. Begründung für diese Annahmen: Das Baulückenkataster aus dem der Senat seine Zahlen bezieht,
berücksichtigt lediglich sechs Stadtteile. Die Grünen haben diese Zahlen auf das gesamte Stadtgebiet hochgerechnet.
Was aber, wenn die meist privaten Besitzer solcher freien Grundstücke gar nicht bauen wollen? Für solche Fälle fordern die Grünen die „offensive Nutzung“ des § 176 Baugesetz. Danach können Privatpersonen gezwungen werden, Grundstücke zu bebauen. Wenn das nötige Kleingeld fehlt, müßte die Stadtgemeinde die Grundstücke erwerben und bebauen lassen.
Doch vor solchen Zwangsmaß
nahmen verlangen die Grünen, daß der Senat sich „mehr Mühe“ gibt, um eine ökologische Stadtentwicklung trotz Wohnungsnot zu erreichen. Die Abgeordnete Jahnke: „Das neugeschaffene Referat Ökologische Stadtentwicklung muß öffentlich offensiver werden“, sprich: Die Behörden sollen bei den Eigentümern von Baulücken für eine Bebauung werben. Planer Ulrich Kinder zu den Vorteilen einer Verdichtung in den Stadtteilen: „Das spart Geld, Zeit, Verkehr und Infrastukturmaßnahmen.“
hbk
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