: BMW jetzt auch in der Luft Konkurrenz für Daimler
■ Triebwerkbau - das alte BMW-Emblem neu entdeckt / Gemeinsam mit Rolls-Royce
München (dpa) - Nach 25 Jahren hat BMW seine Rückkehr zum Luftfahrt-Triebwerksbau bekanntgegeben. Die Bayerischen Motoren Werke AG, München, werden wieder in einem Bereich tätig, der 1916 zur Unternehmensgründung führte und sich später zum dominierenden Geschäftszweig entwickelte. Davon zeugt bis heute das Firmensignet des Propellerkreises. Mit dem Wiedereintritt in den Triebwerksmarkt gemeinsam mit dem aus Nachkriegsjahren schon vertrauten britischen Triebwerkshersteller Rolls-Royce plc, London, tritt der heutige Automobilkonzern auch in der Luft gegen den Konkurrenten Daimler-Benz AG, Stuttgart, an. Zu Daimler gehört heute zu 100 Prozent der größte bundesdeutsche Triebwerkhersteller, die MTU Motoren- und Turbinen-Union München GmbH. Ironie der Industriegeschichte: MTU München ist die ehemalige BMW-Triebwerksfabrikation.
Zum Wiedereinstieg in den Triebwerksmarkt kauft BMW von der Klöckner-Humboldt-Deutz AG, (KHD/Köln), deren Luftfahrtgeschäft mit rund 900 Mitarbeitern und 200 Millionen DM Umsatz. Mit Rolls-Royce (RR) wird rückwirkend zum 1. Januar 1990 die BMW Rolls-Royce GmbH, Oberursel, gegründet. Die Gesellschaft soll an den RR-Programmen Tay, für Geschäftsflugzeuge und kleinere City-Jets, und Trent, für Großraumflugzeuge, mitarbeiten. Gleichzeitig soll ein eigenes, neues Triebwerk für Flugzeuge mit 75 und mehr Sitzplätzen entwickelt werden.
Ein Flugzeug dieser Größenordnung (MPC 75) will beispielsweise die Daimler-Tochter Deutsche Aerospace AG (DASA) bauen. Nachdem bei MTU noch keine Entscheidung über den Bau eines Triebwerks für diese Leistungsklasse gefallen ist, könnte es theoretisch zu einem Daimler/BMW-Flugzeug kommen. Die Rückkehr von BMW in den Triebwerksmarkt setzt zudem in Ansätzen die „Umsteige-Politik“ des Unternehmens fort, das sich vom Flugmotor zum Motorrad, dann erneut zum Flugmotor und schließlich zum Auto als Unternehmensschwerpunkt entwickelte.
Nach Ansicht von Branchenbeobachtern ist noch nicht absehbar, ob sich die BMW Rolls-Royce-Triebwerkgesellschaft, an der BMW 50,5 Prozent halten wird, zu einer ähnlichen „Unternehmensperle“ entwickeln wird, wie es der ehemalige Triebwerkbau war, aus dem BMW 1965 endgültig ausstieg. An der Spitze des Welt-Triebwerkbaus liegen die US -Gesellschaften General Electric und Pratt+Whitney, auf Platz drei Rolls-Royce, dann folgt die französische Gruppe SNECMA, auf Platz fünf MTU.
Welche wirtschaftliche Potenz und Zukunftsaussichten hinter den Kooperationen steht, wird nicht zuletzt an der 1,15 Milliarden Dollar-Klage ersichtlich, die General Electric Anfang April gegen Daimler ankündigte, nachdem Daimler bei künftigen Zivil-Triebwerksprogrammen mit Pratt+Whitney (United Technologies-Konzern) eng zusammenarbeiten will. Damit wurde eine Absichtserklärung von MTU und General Electric zum Bau eines sehr großen Triebwerks für die künftige Boeing 777 durchkreuzt.
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