piwik no script img

„Verbrennungsofen stillegen“

■ Giftskandal und Behördenkungelei bei privater Krankenhausmüll-Verbrennungsanlage im Kreis Leer

Von Kanülen, Wundmaterial und Altmedikamenten über Organabfälle bis zu Körperteilen - all dieser „Müll“ aus den drei Kranken

häusern im Kreis Leer (Ostfriesland) wird auf der Krankenkausmüllverbrennungsanlage in Breinermoor verbrannt. Nachdem der

Kreis in Folge der strenger gewordenen Auflagen die Anlage nicht mehr wirtschaftlich betreiben konnte, wurde sie an das in Nottuln (Münsterland) ansässige Unternehmen „L3 Sonderabfall GmbH“ verkauft. Seit Juli vergangenen Jahres ermittelt die Umweltpolizei gegen die Firma, wegen des Verdachts der umweltgefährdenden Abfallbeseitigung und des unerlaubten Betreibens einer Abfallanlage.

Aus einem Gutachten, das der Oldenburger Chemieprofessor Dieter Schuller im Auftrage der Staatsanwaltschaft erstellt hat, ist nun deutlich geworden, wie giftig die Luft in der Umgebung ist - und wie die Aufsichtsbehörde die Zustände gedeckt hat.

In dem den Grünen in Leer anonym zugespielten Bericht heißt es u.a.: “.. ist der Gehalt der Flugaschen an polychlorierten Dibenzodioxinen und -Furanen ungewöhnlich hoch im Vergleich zu Flugaschen aus anderen Sondermüllverbrennungsanlagen...Offenbar liegt ein absurdes Mißverhältnis zwischen Anliefermenge undVerarbeitungskapazität vor....Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, daß die Aufsichtsbehörde die ihr auferlegte Kontrollfunktion in 'eigenwilliger‘ Weise erfüllt hat (Vorankündigung von Überprüfungsterminen).“

Schuller stellt abschließend

fest, daß für ihn „nur eine sofortige Stillegung der Anlage in Frage kommt“. Warum die Behörden ihre Kontrollgänge regelmäßig ankündigten, erklärte das Gewerbeaufsichtsamt in Emden gestern so: „Wäre doch schade, wenn keiner da wäre.“

anh

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen