Südkoreas Polizei soll durchgreifen

■ Die Südkoreanische Regierung erwägt Notstandsmaßnahmen / 335 Verletzte bei Protesten gegen die neue Regierungskoalition / Kranbesetzung der Werftarbeiter in Ulsan beendet

Seoul (dpa/taz) - Mit 130.000 Polizisten ging die südkoreanische Regierung in der Nacht zum Donnerstag gegen 100.000 Menschen vor, die in vielen Städten ihren Unmut über neue konservative Regierungskoalition, die Demokratisch -Liberale Partei (DLP), zum Ausdruck brachten.

In der Hauptstadt zogen 15.000 Demonstranten, vor allem Studenten, durch die Straßen und forderten den Rücktritt von Präsident und DLP-Chef Roh Tae Woo. Dabei gab es heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Nach offizieller Darstellung wurden im ganzen Land 335 Menschen verletzt und 1.033 festgenommen.

In Sprechchören wurde die Regierung als Marionette der USA kritisiert. Die Fusion der alten Regierungspartei mit zwei Oppositionsgruppen sei ein Machwerk der USA, das die keimende Demokratie in Südkorea töte. Die Regierung beriet am Donnerstag, wie sie die außer Kontrolle geratene Lage durch Notstandsmaßnahmen wieder in den Griff bekommen könnte.

Das Justizministerium in Seoul kündigte eine „härtere Gangart der Polizei“ an. Künftig sollten die Beamten bei gewaltsamen Demonstrationen auf dem Universitätsgelände der Hauptstadt „zum Gegenangriff“ eingesetzt werden, um Ruhe und Ordnung wiederherzustellen. Bisher durfte die Polizei nicht auf das Gelände der Universitäten.

Die DLP kündigte an, im Regierungssystem die bisher sehr weit gehenden Befugnisse des Präsidenten einzuschränken. Künftig solle das Land von einem Kabinett aus Staatsministern zusammen mit dem Präsidenten regiert werden.

Gestern gaben die 51 Arbeiter, die in der südkoreanischen Stadt Ulsan 13 Tage lang im Hungerstreik auf einem Kran ausgehalten hatten, in sehr geschwächtem Zustand ihre Protestaktion auf.

Die Arbeiter der Hyundai Haevy Industries Werft hatten die Freilassung von inhaftierten Gewerkschaftsführern gefordert und gedroht, sich von dem 82 Meter hohen Kran zu stürzen, falls die Polizei gegen sie vorgehe.

sl