: Herrschende Regeln
DDR-Grüne: Offener Brief an die Grünen der BRD ■ Z E I T Z E I C H E N
Die Art und Weise, wie von Kräften in den Grünen der BRD Vereinnahmungspolitik in Richtung DDR-Grüne betrieben wird, weisen wir energisch zurück. Es stellt einen unerhörten Vorgang dar, daß die avisierten „Vereinnahmungspartner“ durch die Presse von den Plänen zur Schaffung einer Union von Grünen und Bürger-Bewegungen „informiert“ werden. Wir erkennen in der Erklärung, bis zum Dortmunder Parteitag Vorgespräche mit der Grünen Partei zur Vereinigung führen zu wollen, den anmaßenden Versuch, die in unserer Partei herrschenden Regeln von Emanzipation und Basisdemokratie auszuschalten. In dem Monat bis zum Dortmunder Parteitag ist es unmöglich, eine gefestigte Position zur Frage der Vereinigung der Grünen in Ost und in West zu erarbeiten. Das Problem der Fusionierung ökologisch orientierter Parteien mag vergleichsweise weniger problematisch erscheinen, da die inhaltlichen Dissenzen zügig ausgeräumt werden könnten. Eine Fusion mit Bürger-Bewegungen (Bündnis 90 etc.) oder gar UFV stellt sich für uns, die wir im politischen Tagesgeschäft mit diesen Gruppierungen zu tun haben, schwieriger dar. Es handelt sich dabei nicht um ein ausschließlich strukturelles Problem! Es heißt: Gebranntes Kind scheut's Feuer! Wir DDR -Grünen scheuen eine Entwicklung unserer „grünen Idee“ nach Eurem Vorbild! Die Grüne Partei der DDR ist 21. Mitglied der „Europäischen Grünen“! Nicht nur als solches verbitten wir uns auf's schärfste die Vereinnahmungstaktik von Kräften in den BRD-Grünen! So sehr wir die Gespräche über Annäherungen der Grünen Parteien begrüßen: Programmatische Annäherung geht uns vor struktureller Annäherung! Die Gremien für die Gespräche sind nicht acht Volkskammerabgeordnete beziehungsweise heimlich reisende MdB's, sondern die Facharbeitsgruppen der Grünen Parteien beziehungsweise die Vorstände. Entscheidungen über die Zukunft der DDR-Grünen fallen an der Basis unserer Partei und nicht in Dortmund, schon gar nicht in der Presse! Dies sei den „grünen“ Machtpolitikern ein Denkanstoß! In diesem Sinne verbleibe
Der Vorstand der Grünen Parte
Berlin, den 9.5. 199
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