: Das Gelbe von der Post
■ Wegen 500jähriger Postgeschichte lädt uns die Post zum Geburtstag auf gelbe Wagen
Gelb sind die Sucht, der Neid, Zitronen. Wäre da nicht die Post, die Hoffnungsträgerin: Viele viele kleine gelbe Autos, viele viele kleine gelbe Briefkästen, viele viele kleine gelbe Telefonhäuschen, geben vielen vielen kleinen Menschen das Gefühl der
großen großen gelben Vernetzelung mit Nächstenlieben. Wer hat die Post so gelb gemacht? Der „Gelbe Hund“, das erste Flugzeug, das amtliche Postsendungen in Deutschland befördert hat anna 1912? Wir wissen es nicht.
Wir wissen nur: Die Christel hat sie berühmt gemacht, die, schwankend zwischen Liebesschmerz und -glück, nie ihre Pflicht vergaß und pünktlich Briefe und Päckchen ablieferte, von ihren christeligen Nachfahren ganz zu schweigen. Und nicht nur Tünnes Scheel, der gerne vorn und hoch Sitzende, hat sie besungen. Nicht zu vergessen derer von Thurn und Taxis, die ersten 1490 von Kaiser Maximilian
beauftragten (Papst-)Kuriere, deren gloriareich angeheiratete Verwandtschaft auf der Höhe der Postmoderne Platz genommen hat und Tücher und T-Shirts und Post -Quizshows auf 3 Sat mit ihrem Vor- und Nachnamen signiert. Die Post hat aber, weil die Post ja jetzt uns allen gehört, auch einen extra Minister, der das freie Unternehmertum liebt und deswegen eingeführt hat, weswegen die Post seit kurzem in drei Teile zerfällt: in die Postbank, die TeleKom(munikation) und die Post.
Die Post ist nicht nur ein Wort. Die Post ist, trari, trara, schon 500 Jahre da und hat nicht nur, sondern feiert mit uns Geburtstag, ist das nicht nett? In Bremen ist die Post unter anderem das Hauptpostamt 1, im Fadenkreuz öffentlicher Verkehrsmittel, wo jetzt eine besondere Feierlichkeit angekündigt wurde, die das Geburtstagskind für uns ausrichtet. Dazu hat Herr Pleger, eigentlich Kraftfahrer der Gelben Flotte, die Rolle des uns einstimmenden Postillions eingenommen. Mit dicken Backen hinter'm Posthorn bläst er uns eine um 1900 entstandene Postillie, die einst Majestäten huldigen sollte, „fragen sie mich nicht, welchen“, sagt Post-Pressesprecher Antelmann, was wir sowieso nicht getan hätten. Des historisch wertvollen Kaisersaales Pracht lenkt zu und zu ab, überall an den Wänden symboli
sieren Nymphen, Zentauren und Tritonen (die mit den Fischschwänzen) die Dynamik der Post in alter Zeit. Aber schließlich sind extra Herr Harengerd, PR-Mann der Oberpostdirektion Bremen, und Frau Müller, Projekt -Beauftragte „500 Jahre Post“, gekommen, um uns, fast hätt‘ ich's vergessen, den „Historischen Postkurs“ vorzustellen. Mit einem Gesamtaufgebot von ca. 20 Postkutschen können du und ich für DM 250.- die Tageskarte durch Feld, Wald und Wiese zockeln, angetan mit postkutschigen Kostümen, vor uns vier Pferde, hinter uns unsichtbar 10 Pferdetransporter, 20 Begleit- und Sicherungsfahrzeuge 100 Organisationshelfer, Tierä1/4OE(c)oe-pfleger sowie mehrere Presse-und Kostümwagen. Ein schöner Zug der Post. Claudia Kohlhas
Der „Postkurs“, drei Riesenkutschen, geht u.a. am 20. Mai von Worpswede nach Bremen. Ein historischer Markt wwartet am Zielort. Kartenwünsche: 08342/700156
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