: Windeln wirklich Schiete
■ Betr.: „Gartenerde aus Schietwindeln... Bremer Recycling-Szene weiß von nichts“, taz vom 5. Mai
Im taz-Artikel vom 5. Mai d.J. entsteht der Eindruck, als wenn man den Abfallbergen aus Schietwindeln durch Windel -Recycling in Form von Kompostierung wirksam entgegenwirken könnte und dies selbstverständlich im Interesse aller Eltern läge. Zugrunde liegt diesem Bericht ein Großversuch von Windel-Recycling, der von einer Windelfirma aus Schwalbach finanziert wird. Allein ein derartiges Finanzierungskonstrukt sollte schon nachdenklich machen. So verkauft dieser Windelhersteller hierzulande die Hälfte der Einwegwindeln und erzielt damit einen beachtlichen Umsatz von jährlich mehr als 400 Millionen Mark. Der Verdacht liegt daher nahe, daß es bei dem ganzen Projekt doch wohl mehr um die Verbesserung des Images dieses Windelherstellers geht, als um das Finden von Alternativen zur Müllverbrennung oder um Elterninteresse. Vom Verein für Recycling und Umweltschutz wird bezweifelt, daß Windelkompostierug wirklich ein ökologischer Weg der Entsorgung ist. Bekanntlich werden die Babypopos mit zinkhaltigen Wundsalben behandelt, die sich in entsprechenden Mengen nach dem Windel -Recycling wohl im Kompost wiederfinden lassen. Durch einen derartigen „Bodenverbesserer“ gelangen das toxikologisch bedenkliche Schwermetall Zink und die Kunststoffschnipsel (Polythylen) in den Nahrungsmittelkreislauf und gefährden damit die Gesundheit von Menschen. So ergaben Proben des Instituts für Abfallwirtschaft an der Universität Stuttgart aus dem Jahre 1989 „erschreckende Werte“ zwischen 900 und 4600 Milligramm Zink pro Kilo getrockneter Windelmasse. Die Alternative zum Windel-Recycling liegt unserer Meinung nach in der Abfallvermeidung, d.h. zurück zu den waschbaren Baumwolltüchern aus früheren Zeiten. Dieser Ansatz brächte bei der Umsetzung zweifelsohne auch einen beschäftigungspolitischen Effekt, wenn nicht wie ehemals die „Mütter“ die Tücher mehr auswaschen müßten, sondern man Windelservice-Läden einrichten würde. In den USA, wo z.T. Einwegwindeln schon verboten worden sind wegen der Entsorgungsprobleme, gibt es derartige Einrichtungen. Bei einem derartigen Service-Dienst „rotiert die Hose wie die Pfandflasche, nur in umgekehrter Richtung. Man erhält sie leer und gibt sie voll zurück.“
Verein für Recycling und Umweltschutz Bremen West, e.V.
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