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Behutsame Austrocknung der Stadterneuerung

■ Der öffentlichen Modernisierung geht das Geld aus / Leerstand und Mietenexplosion drohen / AL fordert Finanzumschichtung

West-Berlin. Schon bei der Anhörung vor dem Bauausschuß letzte Woche schlugen die Vertreter der behutsamen Stadterneuerung, die Mieterbüros und die S.T.E.R.N. Alarm. Alleine in diesem Jahr fehlen in den Kassen rund 90 Millionen D-Mark. Darauf hat der baupolitische Sprecher der AL-Fraktion, Michaelis, gestern hingewiesen. Während der Gesamtetat für öffentlich geförderte Modernisierung in den letzten Jahren stetig kleiner wurde - 1990 waren es noch 320 Mio. Mark - stehen die Hauseigentümer Schlange. Wer heute seinen Antrag stellt, kann frühestens in drei Jahren bauen. Die Folge: Hauseigentümer flüchten in die private Modernisierung, bei der der Mieterschutz klein und die Mieterhöhungen groß geschrieben werden. Problemgebiete, besonders in den Innenstadtbezirken, bleiben außen vor, Häuser verrotten, der Abrißstopp für West-Berlin wird fraglich. Und, nicht zuletzt, steigt der Wohnungsleerstand, gerade hier droht in den nächsten Jahren sozialer Sprengstoff. Die Kosten bei der öffentlichen Modernisierung lassen sich nur begrenzt einsparen, einzelne Maßnahmen wie zum Beispiel die Aufstuckung ganzer Fassaden, werden künftig zum nicht mehr bezahlbaren Luxus gehöhren. Auch über eine höhere Eigenbeteiligung der Eigentümer ließe sich nachdenken. Doch all dem sind enge Grenzen gesetzt, schließlich geht es auch um ökologische Stadterneuerung. Um mehr Geld für die behutsame Stadterneuerung wird Berlin nicht herumkommen, gerade auch im Hinblick auf die Situation in Ost-Berlin, glaubt Michaelis. Er fordert statt dessen, in den nächsten zwei Jahren 50 Mio. DM aus dem Neubautopf des Bausenators umzuleiten. Damit sollen speziell leerstehende Häuser modernisiert und Dachgeschoßausbau betrieben werden, Wohnraumbeschaffung, die nur halb so teuer wäre wie Neubau. Für dieses Konzept will die AL streiten. Die Bezirke, die die Probleme hautnah spüren, dürfte sie dabei hinter sich haben. Schließlich wird das Problem in einem Gesamt-Berlin eher größer als kleiner.

Dirk Ludigs

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