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HMI-Atommüll nach Schottland?

■ Verträge mit der Wiederaufarbeitungsanlage in Dounreay sollen binnen zwei Wochen unterzeichnet werden / Die britische Regierung sieht keinerlei Probleme

London/Berlin. Die britische Atomenergie-Behörde hat grünes Licht für den Import abgebrannter Brennelemente aus dem umgebauten Forschungsreaktor des Hahn-Meitner-Instituts (HMI) ins schottische Dounreay gegeben. Die Verträge mit dem HMI und zwei weiteren Instituten in Spanien und den Niederlanden sollen schon in den nächsten vierzehn Tagen unterzeichnet werden.

Die erste Lieferung von Brennelementen aus den drei Forschungsstätten wird bereits im August oder September in der schottischen Atomanlage erwartet. Dort sollen die Brennstäbe gelagert und wiederaufgearbeitet werden. Noch am vergangenen Montag war Umweltsenatorin Michaele Schreyer davon ausgegangen, daß die Anlage in Dounreay für die Wiederaufarbeitung „noch ertüchtigt“ werden müsse. Dazu fehle die Genehmigung der britischen Regierung.

Der Wert der Lager- und Wiederaufarbeitungsverträge mit den drei Forschungsinstituten beläuft sich nach britischen Angaben auf insgesamt sechs Millionen Pfund (16,5 Millionen Mark) jährlich. Das sind zehn Prozent des Gesamtumsatzes von Dounreay. Owen Pugh, der Sprecher der Atomenergie-Behörde, hofft jedoch, daß das Auftragsvolumen schon bald auf 25 Millionen Pfund pro Jahr ausgedehnt werden könne. Er bedauerte, daß die Verhandlungen mit den Instituten früher als geplant bekanntgeworden seien. Geheim seien sie jedoch nicht gewesen.

Dounreays Direktor, Gerry Jordan, bezeichnete die geplanten Verträge als „wunderbare Nachrichten“. Er sagte, daß damit viele Arbeitsplätze in der Atomanlage gesichert werden können, die andernfalls verlorengegangen wären, weil die britische Regierung den Schnellen Brüter in Dounreay abschalten will. Dounreay hatte bereits seit 1958 ausländischen Atommüll importiert und wiederaufgearbeitet. Die Importe waren jedoch 1972 eingestellt worden. Die Brennelemente aus dem HMI gingen bisher zur US-Anlage Savannah River in South Carolina. Dort wurde das Material in der Atomwaffenproduktion verwendet. Diese Art der „Entsorgung“ ist in der Zukunft jedoch äußerst ungesichert.

Schottische UmweltschützerInnen haben mit Entsetzen auf den bevorstehenden Vertragsabschluß reagiert. Sie bezeichneten Dounreay als „Mülleimer der Welt“. Peter Roche von der „Schottischen Widerstandskampagne gegen atomare Bedrohung (SCRAM)“ sagte zur taz: „Bestrahlte Brennelemente sollen dort gelagert werden, wo sie produziert werden. Sie von Land zu Land zu transportieren, ist lächerlich.“ Dounreay-Chef Gerry Jordan räumte ein, daß das Thema „politisch sensibel“ sei. Die britische Regierung unterstütze jedoch das Geschäft mit den Forschungsinstituten.

Jordan wies darauf hin, daß die Kunden die wiederaufgearbeiteten Brennelemente und den anfallenden hochradioaktiven Müll zurücknehmen müssen. Eine Lagerung von nichtaufzuarbeitenden Brennelementen komme nur für einen eng begrenzten Zeitraum infrage. Umweltsenatorin Schreyer hatte am Montag daran erinnert, daß auch in der BRD „keinerlei Konzept für die Konditionierung solchen Mülls, geschweige denn für eine sichere Endlagerung“ existiere.

Ralf Sotschek/gero

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