: Sanierung der Kliniken kostet 30 Milliarden
■ In der DDR ist die Hälfte der 450 Krankenhäuser nach Meinung des Verbandes der Krankenhausdirektoren abgewirtschaftet
Stuttgart/Berlin (ap/taz) - Die Anhebung der Krankenhausversorgung in der DDR auf westdeutsches Niveau wird nach einer Schätzung des Verbands der Krankenhausdirektoren in der Bundesrepublik Mittel in Höhe von mehr als 30 Milliarden Mark verschlingen. Der stellvertretende Verbandsvorsitzende Michael Herrler sagte, etwa ein Drittel der 150.000 Betten in den 450 DDR-Kliniken sei nicht mehr sanierungsfähig.
Die bundesdeutschen Klinikdirektoren gehen davon aus, daß die Hälfte der DDR-Krankenhäuser und -heime total abgewirtschaftet ist. Selbst die sogenannten Renommierkliniken seien lediglich auf dem Standard, wie er in der Bundesrepublik vor 15 bis 20 Jahren üblich gewesen sei. Auch in der Medizintechnik bestehe ein enormer Nachrüstbedarf. So kämen in der DDR beispielsweise 32.000 Einwohner auf ein Ultraschallgerät, während es im europäischen Durchschnitt lediglich 2.500 Patienten seien. 99 Prozent der Nierensteine in der DDR würden nach wie vor auf konservative Weise entfernt, weil es nur drei Nierenstein-Zertrümmerer gebe. In der BRD würden nur fünf Prozent operativ entfernt.
Herrler äußerte die Befürchtung, daß die Verbesserungen im Gesundheitswesen der DDR zum größten Teil aus bundesdeutschen Steuergeldern finanziert werden müßten. Dadurch werde es auch zu Kürzungen der ohnehin nicht ausreichenden Investitionsmittel für die westdeutschen Krankenhäuser kommen. Seinen Angaben zufolge klafft bei den 3.069 Krankenhäusern in der Bundesrepublik, für die von den Ländern jährlich rund 4,9 Milliarden Mark aufgebracht werden, eine Investitionslücke von mehr als zwei Milliarden Mark.
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