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Detroit-Sound ist ein Musikporträt der Metropole, die neben New York, New Orleans und San Francisco in den USA tonangebend ist. Die Spezialität der Musikproduktion ist ihre enge Verbindung zur Autoindustrie. Wie uns spätestens seit Roger & Me bekannt ist, herrscht in Detroit das Motto „Wenn's dem Auto schlecht geht, geht's auch den Detroitern schlecht.“ Folglich rockt sich der soziale Protest als Angriff gegen die „Motor-Industry“ aus. Und als Realität sind die musikalischen Erzeugnisse der ehemaligen General-Motors-Hochburg in den USA ebenso berühmt wie die Fahrzeuge des Auto-Konzerns. Einen musikalischen Höhepunkt markierte der Erfolg von Motown-Records Mitte der sechziger Jahre. Dies war der erste von Schwarzen kontrollierte Musikkonzern. Zur gleichen Zeit entstand eine militante Rockprotestbewegung mit weißen Bands wie The Seeds, MC-5, Mitch Rider oder den Stooges mit ihrem Sänger Iggy Pop an der Spitze. Das Pendel ist wieder zurückgeschlagen und heute dominiert die schwarze Musik den Sound der „Motortown of USA“, mit ihrem Techno-Pop des Kevion Saunderson und Innercity. Von Motown bis Techno-Pop ist heute um 22.15 Uhr beim DLF zu hören. Dienstag

Zum Tee bei Dr. Borsig ist die Neuproduktion eines 1955 verschollenen Hörspiels von Heinrich Böll. Thema der Radiosatire sind der Dichter und das Wirtschaftswunder. Robert, der Held dieser Story, ist eine Art Frühyuppie. Denn Robert, der talentierte junge Dichter mit den für's Metier üblichen Geldsorgen, erhält ein verlockendes Angebot: Dr. Borsig, seines Zeichens Werbeleiter eines Pharmakonzerns, hat Probleme mit dem neuen Mittel gegen Farbenblindheit. Von dem sind bereits 500.000 Schachteln produziert, aber erst 50.000 verkauft worden. Der Dichter soll nun werbewirksam sprechen und eine Denkschrift verfassen, die unter den potentiellen Käufern die Angst vor der Farbenblindheit schürt und so den erwünschten Run auf das Medikament provoziert. Aber natürlich siegt bei Böll die Moral, denn Robert begreift im letzten Augenblick die Strategien der Werbung und entscheidet sich, „die Welt der unrasierten Schwindler der der rasierten vorzuziehen. Man kann nicht ein bißchen im Sumpf spazieren gehen: entweder man bleibt draußen, oder man versinkt.“ Das klingt mit 35jährigem Abstand natürlich rührend naiv, aber geben wir aus kulturhistorischen Gründen dem alten Herrn Böll eine Chance: 22.05 Uhr auf SWF 1.

Gleich anschließend haben dann die Filmfans unter uns gute Karten: Denn im Abendstudio des NDR 3 wird Theorie -Altmeister Rudolf Arnheim vors Mikrophon gesetzt. In einem Interview mit Jörg-Dieter Kogel erzählt er einiges über das schöpferische Auge oder die Kunst des Sehens. Mittwoch

Und weiter geht's mit Film. Um 9.00 Uhr klärt Jugendradio dt 64 seine HörerInnen über die schillernd faszierende Regisseurpersona des Rainer Werner Fassbinder auf. Mittelpunkt der Sendung soll die Rolle und Zärtlichkeit in RWFs Leben und Arbeit sein und die Erklärung versucht werden, warum seine Filmfiguren an zuviel „Sehnsucht nach Erfüllung“ zerbrachen.

Gerade rechtzeitig zur Kontroverse um ihr neuestes Kunststück „Cezanne“ wird im WDR 3 eine Sendung zum Regiegespann Danielle Huillet und Jean-Marie Straub über den Äther geschickt. Seit ihrem Erstlingswerk, der 1965 gedrehten Verfilmung von Heinrich Bölls Roman „Billard um halbzehn“ streiten sich die Geister der Filmkritik um die Arbeit der beiden. Auch das will die Sendung nicht unter den Tisch fallen lassen. Was aber den Ton betrifft... kommt um 21 Uhr.

geha

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