: Generationswechsel bei den Schwarzen
■ Abschied für die alte CSU-Garde / Keiner will mehr Fritze Zimmermann / Waigel zum Spitzenkandidaten erkoren
München (dpa) - Der CSU-Vorsitzende, Bundesfinanzminister Theo Waigel, wird seine Partei erstmals als Spitzenkandidat in die Bundestagswahl im Dezember führen. Die Delegiertenversammlung wählte den CSU-Chef am Samstag in München mit 242 von 247 gültig abgegebenen Stimmen auf Position eins der Landesliste. Diesen Platz hatte zuvor jahrelang sein Vorgänger Franz Josef Strauß besetzt. Die Vorsitzende der Frauenunion, Ursula Männle, rückte auf Position zwei vor, gefolgt von Entwicklungshilfeminister Jürgen Warnke.
Knapp zwei Jahre nach dem Tod von Franz Josef Strauß ist bei der CSU damit der Generationswechsel komplett. Zur nächsten Bundestagswahl nehmen prominente Vertreter aus der alten Garde der Schwarzen ihren Abschied aus der aktiven Politik. Einer von ihnen war von Anfang an, seit 1949, in Bonn dabei und brachte es bis zum Bundestagspräsidenten: CSU -Gründungsmitglied Richard Stücklen.
Nicht ganz so lange, doch auch seit 1953, war in Bonn für die CSU in etlichen Spitzenpositionen Werner Dollinger mit dabei. Er wird im Herbst 72 Jahre und kandidiert ebenfalls nicht mehr zum Bundestag. Nicht freiwillig wollte nach 33 Bonner Jahren dagegen Friedrich Zimmermann seinen Platz für einen jüngeren CSU-Vertreter räumen. Nachdem er im vergangenen November aber als Direktkandidat im niederbayerischen Landshut von einem 35jährigen Nachwuchsmann verdrängt worden war und kurz darauf auch seinen Posten als Parteivize verlor, gab es für 'Old Schwurhand‘ kaum noch Aussicht auf einen Listenplatz.
Manche dachten zwar daran, Zimmermann als Vertreter klarer Rechts-Positionen noch einmal antreten zu lassen. Doch niemand schlug ihn letztlich noch für die Liste vor, so daß sich der bald 65jährige nun endlich auf seinen politischen Ruhestand vorbereiten muß. Zur Aufstellung der CSU-Liste für die nächste Bundestagswahl war Zimmermann am Samstag schon gar nicht mehr nach München gekommen.
Nicht mehr berücksichtigt wurden auf der CSU-Landesliste auch andere Mitstreiter aus langen Strauß-Jahren wie der Finanzexperte und Parlamentarische Staatssekretär Friedrich Voss (59) und der einstige CSU-Steuerfachmann Reinhold Kreile (60).
Mit am deutlichsten wurde der Generationswechsel bei der CSU, als Parteichef Waigel den Delegierten für einen Listenplatz als möglichen Nachrücker zum Bundestag den Generalsekretär des Bundes der Vertriebenen, Hartmut Koschyk, empfahl: einen jungen Mann des Jahrgangs 1959, der die Vertreibung aus dem Osten nur noch aus Vertriebenenabenden kennt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen