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Fast 20.000 gegen Deutschland

■ Großdemonstration in Frankfurt

Frankfurt (taz) - Fast 20.000 Menschen haben am Samstag sieben Stunden lang in der Frankfurter Innenstadt gegen die Wiedervereinigung demonstriert. „Nie wieder Deutschland“ lautete die Parole, die die unterschiedlichsten Gruppen und Grüppchen gemeinsam auf die Straße gebracht hatte. Zahlreiche Delegationen waren aus den Städten der DDR, von Rostock bis Weimar, angereist. Auch die PDS hatte Mitglieder entsandt. Sie schwenk ten ihre kleinen DDR-Fähn chen eher lässig. Ihr Motto wies eher in Richtung Artikel 23: „Kein Anschluß unter dieser Nummer!“

Die Demonstration, die sich kilometerlang durch die Straßen zog, löste sich auch nach einem spektakulären Wasserwerfereinsatz während der Abschlußkundgebung auf dem Römerberg nicht auf. Eher verblüfft als erschrocken ließen die BesucherInnen aus der DDR die Flut über sich ergehen. Viele von ihnen erlebten die bundesdeutsche Variante des Staatsschutzes zum ersten Mal. Die Demonstrationsleitung registrierte zum Ende der Veranstaltung etliche Verletzte und vorerst zwölf Festnahmen. Die Frankfurter Polizeiführung hatte schon Tage vor der Demonstration angekündigt, sie werde „die Auseinandersetzung vor Ort suchen“.

Während zweier Kundgebungen warnten zahlreiche RednerInnen vor kapitalistischer Anarchie, neuem deutschem Nationalismus und den sozialen Folgen der Wiedervereinigung. Der Gewerkschafter der IG Medien, Roland Winter, warf seiner Organisation vor, „zum dritten Mal in der Geschichte“ versagt zu haben.

In der Nacht setzten sich die Rangeleien mit der Polizei nach einem Fest in der Frankfurter Universität fort. Ein Polizeisprecher registrierte Glasbruch, 16 Festnahmen und 31 verletzte Polizisten. Über die Zahl der verletzten Demon stranten mochte er keine Auskunft geben.

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