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Der unbeugsame Italiener

■ Marco Giovanetti verteidigt erbittert seine überraschende Führung bei der Spanienrundfahrt der Radprofis

Berlin (taz) - Endgültig aufgeben muß wohl der Spanier Miguel Indurain seine Hoffnungen auf den Sieg bei der diesjährigen „Vuelta ciclistica a Espana“, den ihm sein Teamkollege Pedro Delgado zum Dank für ergebene Dienste bei der Tour de France eigentlich auf dem Silbertablett servieren wollte. Das Zeitfahren von Zaragoza über 39 Kilometer am Sonntag sollte Indurains Sprungbrett zur Spitze sein, doch schon auf den Bergetappen hatte „Miguelon“ wertvolle Sekunden eingebüßt, anstatt Boden gutzumachen. In Saragossa belegte er zwar den vierten Platz, doch nur 17 Sekunden hinter ihm landete der Sensationsspitzenreiter der Gesamtwertung Marco Giovanetti, dem das Gelbe Trikot Flügel zu verleihen scheint. Und vor Indurain lagen zu dessem Leidwesen nicht nur Uwe Ampler (DDR) und Pedro Delgado, sondern auch Pello Ruiz-Cabestany (Spanien), der die Etappe gewann und sich auf den zweiten Platz vorschob.

Der Ausbruch jener Wasserträger um Giovanetti und Cabestany, die - von ihren Teamkapitänen nicht recht ernstgenommen - auf der 6. Etappe einen gehörigen Vorsprung herausgefahren hatten, hat nun gute Aussichten, die heutige Zielankunft in Madrid zu überdauern. Vor der gestrigen „Etappe der fünf Pässe“, die von Saragossa nach Villalba durch die Berge nahe der spanischen Hauptstadt führte und bei der noch einmal drei Gipfel der Kategorie1a zu bewältigen waren, lag Cabestany nur 24 Sekunden hinter Giovanetti. Mit seinem starken Kapitän Anselmo Fuerte (Vierter mit 1:48 Rückstand) an der Seite war der Baske der aussichtsreichste Verfolger des Italieners, der wegen eines schweren Sturzes seines Käpt'ns Alvaro Pino ohne machtvolle Unterstützung nach Madrid strampeln muß. „Ich habe mich auf diese Vuelta vorbereitet wie noch nie“, unterstrich Ruiz -Cabestany seine Ambitionen und beklagte sich gleichzeitig, daß anfangs nicht einmal seine eigene Mannschaft eine Perspektive für ihn gesehen habe. „Ich mußte erst beweisen, daß ich da war.“

Die Hoffnungen des Teams „Banesto“ konzentrierten sich schließlich doch noch auf seinen Star Pedro Delgado, nachdem der Rückstand Indurains auf 3:26 Minuten angewachsen war. Vor den „Fünf Pässen“ lag Delgado auf dem dritten Platz, doch bei der erstaunlichen Stärke, die Giovanetti und sein baskischer Verfolger in den Pyrenäen demonstriert hatten, ist das Aufholen eines Rückstandes von 1:28 Minuten auch für den großen „Perico“ kein Pappenstiel. In jedem Fall hat die dreiste „Revolte der Domestiken“ eindrucksvoll unterstrichen, was der Franzose Jean-Fran?ois Bernard schon vor der Spanienrundfahrt gesagt hatte: „Der Radsport entwickelt sich dahin, daß jede Mannschaft zwei oder drei Fahrer hat, die ein großes Rennen gewinnen können.“

Matti

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