Atomlobby auf dem Vormarsch?

(Zurück zum Atom?, 20.15 Uhr, ARD) Spätestens seitdem unser Wetter Kapriolen schlägt, die Sonne siedenheiß vom Himmel brennt, Wirbelstürme das Land durchziehen, hört man überall das Zauberwort „Klimakatastrophe“. Direkt nach der Tageschau, also zur besten Sendezeit, nimmt sich die ARD das Thema vor. Gerhard Bott, ehemaliger Panorama-Chef und als TV-Autor bekannt für kritische Reportagen, versucht in einem Filmbericht, die möglichen Aspekte einer Renaissance der Kernenergie aufzuzeigen. Befürworter und Betreiber von Atomkraftwerken, die sich auch gern „Klimaschützer“ nennen, betonen, daß Atomkraftwerke - im Gegensatz zu Kohlekraftwerken - kein Kohlendioxyd freisetzen.

In erster Linie soll es im Filmbericht jedoch nicht um die Klimafrage, sondern um die Energiefrage gehen. Zu erforschen gilt es, welche Energiepolitik geeignet ist, dem Treibhauseffekt entgegen zu wirken. Da können die ZuschauerInnen nur hoffen, nicht mit merkwürdigen Vergleichen zwischen Kohlekraftwerken, auch als Dreckschleudern der Nation bezeichnet, und den „sauberen“ Atomkraftwerken genervt zu werden. Zumal der Darmstädter Wirtschaftswissenschaftler Peter Hennicke (Mitglied der Enquete-Kommission des Bundestags „Vorsorge zum Schutz der Erdathmosphäre“) auf einem Anfang März in Kiel stattgefundenem Anti-Atomkraftkongreß deutlich gemacht hat, daß Atomenergie wesentlich zum Treibhauseffekt beiträgt.

Zum Abschluß des Abends gibt es dann noch eine Open-End -Live-Diskussion (ab 23 Uhr), bei der die Talkrunde hoffentlich auch auf die maroden DDR-Kraftwerke zu sprechen kommt. Die u.a. eingeladenen Teilnehmer, Wolf Häfele, deutscher Physiker und Streiter für „Schnelle Brüter“ und Klaus Traube als bekannter Atomkritiker, lassen auf eine verbal, heiße Nacht für den Zuschauer hoffen.

R.K.