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Frauenseite

■ betr.: "Weniger Arbeitslose", taz vom 5.5.90

betr.: „Weniger Arbeitslose“,

taz vom 5.5.90

Es gibt ja gute Gründe für die Auflösung der Frauenseite, und sie sind sattsam bekannt; mindestens so viele, nein mehr, sprechen dagegen: Da ich die taz nun immer genau studieren muß, um den von den Redakteurinnen eingeforderten weiblichen Blick im „Allgemeinen“ zu entdecken, könnte jeder Tag mit neuem Ärger beginnen. So zum Beispiel am 5.5., als in einer kurzen Nachricht über die aktuellen Arbeitslosenzahlen der Schein erweckt wurde, es gebe nur männliche Arbeitslose. Es müßte schon die schnöde Berichtspflicht der Zeitung zu einer geschlechtsspezifischen Analyse (mir reichten ja schon die beiden mickrigen Zahlen nach Männlein und Weiblein arbeitslos) nötigen.

Daß sich die Redakteurinnen auch künftig nicht am männlichen Blick auf die Verhältnisse abarbeiten wollen, kann ich verstehen. Wo sie allerdings geblieben sind in der Zeitung, ist mir schleierhaft. Denn die drei Alibiartikelchen, die seither aus dem „Allgemeinen“ zu fischen sich lohnten, waren wohl ein (zu) hoher Preis für das autonome - ich gebe es zu - Reservat. Ich bin sicher, daß (nicht nur) die Feministinnen Eure Zeitung künftig genauer lesen werden - es fragt sich nur, wie lange noch.

Julia Schmidt, Berlin

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