piwik no script img

Ein Mietbulle im Sonderangebot

■ Liza Minnelli und Burt Reynolds in „Rent-a-Cop“, ARD, Sa.22.05 Uhr

Das Thema ist uralt. Ein Bulle trifft während seiner Arbeit eine Hure, und beide verknallen sich ineinander. Jane Fonda und Donald Sutherland spielen dieses Paar in Alan J.Pakulas Detektivfilm Klute und Romy Schneider und Michel Piccoli in Claude Sautets Das Mädchen und der Kommissar, um nur zwei Variationen zu nennen. Von beiden Filmen ist Jerry Londons Rent-a-Cop aus dem Jahre 1987 meilenweit entfernt.

Der Regisseur arbeitete hauptsächlich fürs Fernsehen (Einsatz in Manhatten, Shogun) bevor er mit Rent-a -Cop seinen ersten Kinofilm inszenieren durfte, aber herausgekommen ist wieder nur ein Fernsehkrimi, billige Dutzendware.

Auf kriminalistische Logik legt der Film keinen Wert, man setzte ganz auf die Zugkraft der Hauptdarsteller Liza Minnelli und Burt Reynolds und mit knalligen Brutalitäten wurde versucht der dünnen Story etwas Substanz zu geben.

Frank Church (Burt Reynolds) führt mit seinen Kollegen in einem Hotel in Chicago eine Drogenrazzia durch. Als sie den Deal gerade auffliegen lassen, stürmt ein Maskierter den Raum und führt sich auf wie die GSG-9. Er wirft eine Blendgranate und mäht Cops und Dealer nieder. Church überlebt den Überfall, aber der Killer kann mit dem Stoff und dem Geld entkommen. Zur gleichen Zeit geht die Hure Della (Liza Minnelli) in einem Nebenzimmer ihrer horizontalen Tätigkeit nach. Sie ist die einzige, die das Gesicht des Killers gesehen hat, und das weiß dieser auch. Frank Church wird für die fehlgeschlagene Aktion verantwortlich gemacht und gefeuert. In dieser Situation versucht ihm das Drehbuch ein stahlhartes Image zu verpassen. Ein Kollege erkundigt sich: „Was willst du denn jetzt machen?“ Frank antwortet lakonisch: „Ich schließ mich wieder der menschlichen Gesellschaft an!“ Darauf der Kollege zweifelnd: „Weißt du was Churchie, ich glaub nicht, daß die dich haben will.“ Man nimmt Burt Reynolds (jenseits der 50, mit Schnauzer und Toupet) keine Sekunde den einsamen Wolf ab, aus ihm wird nie ein Dirty Harry.

Della hat natürlich Angst. Sie sucht Church und findet ihn, als er gerade dabei ist, seinen neuen Job als Kaufhausdetektiv zu verlieren. Danach bekommt sie ihn als Mietbullen im Sonderangebot. Jetzt wird aus dem flachen Krimi eine flache Komödie. Situationskomik zwischen dem überkandidelten Callgirl mit Herz und dem Junggesellen und Möchtegern-Macho. Aber da gibt es natürlich noch den Killer, der einen Job zu erledigen hat... Der Film endet, wie er angefangen hat: blutig.

Burt Reynolds agiert ziemlich schlapp und lustlos, Liza Minnelli ist ganz gut, kommt aber an ihre Darstellung der exzentrischen Nachtclubsängerin Sally Bowles in Cabaret nicht heran. Der überzeugendste Darsteller ist James Remar, der den irren Mörder Dancer spielt. Remar hatte die gleiche Rolle schon einmal, in Walter Hills Nur 48 Stunden. Es gibt zur Zeit einfach keinen besseren Psycho-Killer. Ein Blick in seine Augen genügt, und man weiß, daß der Typ nicht mehr alle Nadeln an der Tanne hat.

Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen