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 ■  Völkerball - Turnier am Osterdeich

Stadtschützer gegen Auto 1:0

Zwei Stunden war sie autofrei: die Kreuzung Stader Straße Osterdeich.„In fünf Minuten ist hier das Ende des Autozeitalters“, verkündete Ulrich Reinke von der Bürgerinitiative Stader Straße über Megafon. Und um 14.30 Uhr war es dann soweit: Die Kreuzung Stader Straße Osterdeich war weiträumig abgesperrt, flugs wurden Kreidefelder auf den Asphalt gemalt und wenige Minuten später kam der Anpfiff zum 1. Völkerball-Spiel mitten auf der Hauptverkehrsader Bremer Automobilisten. Bürgerinitiativen und Naturschützer hatten dazu aufgerufen: als Beitrag zum bundesweiten autofreien Sonntag.

Die Anmeldung der Straßenaktion bei den Behörden war „völlig reibungslos“ gelaufen, berichtete Reinke. Geduldig erklärten die Polizisten die Absperrung.Denn während Naturschützer, Bürgerinitiativler, AnwohnerInnen und u.a. auch Irmgard Jahnke, Verkehrsexpertin der Grünen, den Bällen hinterherjagten, rieben wütende Autofahrer mit quietschenden Reifen etliche Millimeter ihres Profilgummis auf die Straße. Einige wollten sich in Diskussionen mit den Ordnungshütern Ausnahmegenehmigungen erkämpfen. Die Polizisten blieben jedoch hart: „Wenn eines der skateboardenden Kinder unters Auto kommt, krieg ich die Pappnase“, entrüstete sich der Beamte über die Uneinsichtigkeit der Autofahrer und wies auf das Transparent an der Schierker Straße: „Stadt statt Stau“.

„Die sollen auf dem Spielplatz spielen“, schimpfte lautstark ein Händler des Weserflohmarkts, der mit seinem Transit nicht durch die Absperrung durfte. Ein anderer, im schwarz-gelackten Sportflitzer „auf dem Weg zum Fußballspielen“ fuhr demonstrativ auf die Ordnerinnen zu. „Scheißschlampen“ schimpfte er und plazierte sein Auto fluchend am Seitenstreifen, um zu Fuß weiterzugehen. Nur wenige ließen sich bereitwillig die erklärenden Flugblätter durch die Windschutzscheibe reichen.

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