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„Die friedliche Kraft des Evangeliums“

Leipziger Superintendent Magirius ausgezeichnet  ■  P O R T R A I T

Frankfurt a.M. (ap/taz) - Für sein Engagement in schwierigen Zeiten wurde der Leipziger Pfarrer und Superintendent Fiedrich Magirius am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche geehrt. Aus der Hand des SPD-Vorsitzenden Vogel erhielt er den Gustav-Heinemann-Bürgerpreis.

In seiner Dankesrede hob der 59jährige Preisträger hervor, daß die demokratische Entwicklung in der DDR ohne den unermüdlichen Freiheitskampf des polnischen Volkes nicht möglich gewesen wäre. Einen weiteren entscheidenden Anstoß hätten schon vor Jahren Tausende von Bürgern gegeben, die immer wieder mit brennenden Kerzen gegen das DDR-Regime demonstriert hätten. Diese Menschen hätten dann immer wieder Zuflucht in der Leipziger Nikolai-Kirche gefunden. So sei es schließlich zu den regelmäßigen Friedensgebeten auch in anderen Kirchen gekommen, sagte Magirius. Ebenso wie die Nikolai-Kirche hätten auch die Kreuz-Kirche in Dresden oder die Gethsemane-Kirche in Berlin mit dem Heinemann-Preis gewürdigt werden können.

Auch auf den Straßen habe sich „die Kraft des Evangeliums friedlich ausgebreitet“, ohne daß auch nur eine Fensterscheibe zu Bruch gegangen sei. Jetzt komme es darauf an, daß „wir uns nicht auf den erreichten Erfolgen ausruhen“, meinte Magirius, denn es sei noch manches unerledigt. Als eine der wichtigsten Aufgaben nannte er die „Entmilitarisierung im Herzen Europas“.

In seiner Laudatio verwies Erhard Eppler darauf, daß Magirius nach seinem theologischen Examen zunächst als Krankenpfleger gearbeitet habe, weil er sich mit 23 Jahren zu jung für das Pfarramt gefühlt habe. Später habe er 16 Jahre lang als Pfarrer in Einsiedel bei Chemnitz die „Kärrnerarbeit des Predigers und Seelsorgers“ getan und viele Jahre in der Aktion Sühnezeichen der DDR gearbeitet. Magirius gehörte in Leipzig zu denjenigen, die die „Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden“ ins Leben riefen und früh eine radikale Veränderung der Staatspolitik gegenüber Israel verlangte.

Mit dem Gustav-Heinemann-Bürgerpreis zeichnet die SPD alljährlich Menschen für eigenverantwortliche und mutige Mitwirkung und Mitbestimmung in Staat und Gesellschaft aus. Der Preis wurde nach dem Tod des früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann im August 1976 gestiftet. Bisherige Preisträger waren unter anderen Heinrich Albertz, der kürzlich verstorbene frühere Berliner Bischof Kurt Scharf, der SPD-Abrüstungsexperte Egon Bahr, die Brüder des ermordeten Diplomaten Gero von Braunmühl, die Aktion Sühnezeichen, Amnesty International und der Berliner Flüchtlingsrat.

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