: „Jahresringe im Bewußtsein“
■ „Gutmanns Erzählungen“ - Die Frau in den 60er Jahren / Neue Radio-Bremen-Reihe
Heute um 15.03 Uhr startet die ARD eine dreiteilige Fernsehserie über die Frauen der 60er Jahre. Drei MitarbeiterInnen von Radio Bremen machten einen Streifzug durch das Archiv des Fernsehsenders und stellten eine bunte Materialsammlung zusammen - Titel: „Gutmann's Erzählungen“. Moderiert wird die Sendung nämlich von dem Heimat- und Anekdotenkundler Hermann Gutmann. Die taz sprach mit einem der Redakteure, der in der Sendung auftaucht als „Theo Torff, der irgendwo zwischen Atlantis und Wümme, in ei
nem Ort namens Domshof, wohnt und wenn er nichts zu tun hat 'Gutmann's Erzählungen‘ macht“.
taz: Was hat Sie veranlaßt, in den alten Fernsehbildern zu stöbern?
Theo Torff: Ich wurde gebeten, eine neue Sendung für das Nachmittagsprogramm von Radio Bremen zu machen, die möglichst wenig Geld kosten sollte. Da ich, was die Idee des „Programm-Recycling“ angeht, über einige Erfahrungen verfüge, habe ich sie für diese Sendung übernommen.
Was hat Sie denn besonders an den Frauen der sechziger interessiert?
Das hat zum einen einen rein praktischen Grund. Beim Herumstöbern im Archiv haben wir festgestellt, daß der Fundus aus dieser Zeit am größten ist. Ein anderer Grund hat etwas mit uns persönlich zu tun: Wir gehören selbst der Generation der sechziger an und haben deshalb natürlich ein besonderes Verhältnis zu diesem Jahrzehnt.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie das Material ausgewählt?
Da will ich mir keine Lorbeeren
anstecken, die ich nicht verdient habe. Das haben wir zu dritt, also Cornelia von Hammel, der Herr Gutmann und ich zusammen gemacht. Wir haben uns in den Schneideraum gesetzt und gemeinsam geguckt, uns amüsiert, geärgert und Ideen entwickelt. Daraus hat sich dann die Materialsammlung ergeben, die sehr viele Alltäglichkeiten zeigt: Sie reicht von Modeschauen über Werbe-und Wahlspots bis zu Haushaltsausstellungen.
Stellen Sie denn auch Frauen vor, die sich nicht in den sogenannten typisch weiblichen Bereichen bewegt haben, wie zum Beispiel Politikerinnen, Unternehmerinnen?
Wenn wir sie gefunden hätten, hätten wir sie auch gezeigt, das war aber leider nicht der Fall. Bis auf eine Ausnahme, die in der zweiten Folge vorgestellt wird: Eine Griechin, die sich zu Beginn der Gastarbeiterzeit unwahrscheinlich energisch für ihre Landsleute in Bremen eingesetzt hat.
Was werden die Fernsehzu schauerInnen zu sehen bekom
men?
Zum Beispiel gibt Robert Lembke Tips zum Kofferpacken, Frau Truman tauft ein Flugzeug, Hostessen machen eine Stadtführung durch Bremen und zum Schluß gibt es einen Sketch von Hans Günther Oesterreich.
Also ein „Gruselkabinett für Feministinnen“, wie in der Vorankündigung stand?
Der Gutmann ist natürlich kein militanter Feminist, sondern er bewegt sich mit einem journalistischen Augenzwinkern, auch was seine eigene Rolle angeht, auf der Kante zwischen Streiflicht und Glosse und nimmt sich dabei selber auf die Schippe in seiner Wahrnehmung.
Ist die Sendung ein historisches Zeitdokument oder eher eine Unterhaltungssendung?
Es ist ein Versuch, die Jahresringe in unserem eigenen Bewußtsein anhand von Archivmaterial festzustellen. Ich lasse mich ungern auf solche Kategorien festlegen, aber wenn ich es tue, würde ich sagen, es ist eine Unterhaltungssendung, ganz eindeutig. Fragen: m
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