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Historisches Kolossalgemälde

 ■ V O R L A U F

(1900, 1. Teil: Gewalt, Macht, Leidenschaft, Mi., 22.40 Uhr, ZDF) Als Mitte der siebziger Jahre Bernardo Bertoluccis fast fünfeinhalbstündiges Epos 1900 in die italienischen Kinos kam, löste der Film heftige politische Kontroversen aus. Lieferte der Regisseur doch nicht weniger als eine Interpretation der jüngsten italienischen Geschichte Italiens und den Versuch, die Wurzeln des Faschismus freizulegen. Fünf Jahre hatte er mit seinem Team an diesem Monumentalfilm gearbeitet. Die Kritik war begeistert, denn Bertolucci zeigt nicht den pittoresken Reiz bäuerlicher Armut und nicht das nostalgische Schwelgen in bürgerlicher Opulenz, sondern eine archäologische Ästhetik des Widerstandes. Den Besitzlosen und Ausgebeuteten gilt seine Zuneigung, denn sie sind es, die die karge und verschüttete bäuerliche Kultur der Emilia Romagna, in der der Film spielt, getragen und geschaffen haben. In seinem sex- und gewaltgesättigten Jahrhundertwerk reaktiviert er ein spektakuläres Genre der fünfziger Jahre: das historische Kolossalgemälde.

In faszinierenden, oft lyrisch inspirierten Bildern beschreibt er die Lebensgeschichte zweier Freunde: der eine, Alfredo (Robert de Niro), Enkel des alten und mächtigen Großgrundbesitzers, der andere Olmo (Gerard Depardieu), der unehelige Enkel des Landarbeiters Leo Dalo. Beide, am gleichen Tag im Jahre 1900 geboren, wachsen auf dem gleichen Gut auf; doch im Laufe der Zeit macht sich, trotz ihrer Freundschaft, ihre gegensätzliche Herkunft immer deutlicher bemerkbar. Denn während sich Olmo gemeinsam mit der Lehrerin Anita, einer engagierten Sozialistin, für die Bedürfnisse der Arbeiter einsetzt, hält sich Alfredo aus den politischen Auseinandersetzungen heraus und widmet sich lieber der mondänen Ada, die er später heiratet.

Ähnlich wie in seinem Oscar-nominierten Film Der letzte Kaiser versucht Bertolucci auch hier Geschichte im Spiegel individueller Erfahrung begreifbar zu machen. Mit acht Millionen Dollar Herstellungskosten war er der teuerste italienische Film, der je gedreht wurde. Er wartet denn auch mit einer Starbesetzung auf. Neben de Niro und Depardieu, spielen noch Burt Lancaster, Donald Sutherland, Sterling Hayden, Paolo Pavesi, Roberto Maccanti, Dominique Danda und Laura Betti. Der zweite Teil: Kampf, Liebe, Hoffnung, nicht mehr so gschlossen komponiert wie der erste, wird am Freitag um 23.20 Uhr gesendet. Die opulenten, prächtigen Bilder allerdings, sie werden selbst bei maximaler Bildröhre nicht zum Tragen kommen.

ks.

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