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Gabriele Tiedemann freigesprochen

Keinen Beweis für Beteiligung am Überfall auf Opec-Konferenz im Dezember 1975 / Die 39jährige bleibt wegen Verbüßung einer anderen Strafe weiter in Haft / Pastor Albertz hofft auf eine „gewisse Signalwirkung“ / Staatsanwaltschaft hatte lebenslänglich verlangt  ■  Aus Köln Walter Jakobs

Mit Freispruch und Jubel endete gestern vor dem Kölner Landgericht der Prozeß gegen Gabriele Tiedemann. Die 39jährige saß wegen angeblicher Beteiligung am Überfall auf die Opec-Konferenz im Dezember 1975 insgesamt 30 Verhandlungstage lang auf der Anklagebank. Frau Tiedemann, zuerst Mitglied der „Bewegung 2. Juni“ und dann für einige Zeit der RAF, bleibt aber vorerst weiter in Haft, da sie noch eine Reststrafe aus einem früheren Urteil verbüßt. Sie war 1975 nach der Lorenz-Entführung in Berlin freigepreßt worden. Sollte der Freispruch rechtskräftig werden, kann sie frühestens im Herbst 1991, spätestens jedoch 1994 den Knast endgültig verlassen. Die Staatsanwaltschaft hatte gegen Frau Tiede

mann wegen zweifa

chen Mordes

eine lebenslange Haft beantragt und kündigte nun Revision beim Bundesgerichtshof an.

Der Spruch folgte einer mündliche Urteilsbegründung, in der der Kammervorsitzende Bruno Terhorst in bemerkenswert abwägender Art die Beweiserhebung würdigte: Nach einem Jahrzehnt Prozeßgeschichte und nach zehnmonatiger Hauptverhandlung habe „ein eindeutiger, von Zweifeln freier Beweis“ für die Mittäterschaft von Frau Tiedemann an dem Opec-Überfall, bei dem drei Menschen getötet wurden, nicht erbracht werden können. Ein Freispruch nach dem Grundsatz: Im Zweifel für die Angeklagte. Mehrmals verwies Terhorst darauf, daß die Art der Ermittlungen und die teils unglaublich nachlässige Beweissicherung durch die Behörden dafür mitverantwortlich seien, daß eine „zweifelsfreie“ Entscheidung nicht möglich gewesen sei.

Pfarrer Heinrich Albertz und die Abgeordnete der Grünen Antje Vollmer, die sich beide vergeblich um eine Einstellung des Verfahrens bemüht hatten, zeigten sich nach dem Urteil „äußerst erleichtert“. Albertz („Es gibt noch weise Richter“) hofft nun auf eine „gewisse Signalwirkung“. Gabriele Tiedemann, die sich zu dem spaktakulären Anschlag in Wien während der Verhandlung nicht äußerte, hat mit dem Terrorismus und seiner Ideo logie vor Jahren gebrochen. Siehe Seite 5

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