: Ein lebendes Hakenkreuz
■ Wieder Fascho-Randale auf dem Alexanderplatz / Krawalle nach Spiel des FC Berlin / Polizei spricht von „negativem Anhang“ des Fußballvereins
Prenzlauer Berg/Mitte. Es scheint sich zu einer Art Tradition auszuwachsen: Nach jedem Heimspiel des FC Berlin, des ehemaligen Stasi-Clubs BFC Dynamo, gibt's Randale. So marschierten denn auch am letzten Sonnabend wieder rund dreihundert „negative Anhänger“ (so die offizielle Sprachregelung bei der Volkspolizei) vom Friedrich-Ludwig -Jahnsportpark in Richtung Alexanderplatz. Schon auf dem Weg dorthin gingen Fensterscheiben zu Bruch, ein Kleinbus wurde umgestürzt, weitere Autos beschädigt.
Die Polizei hatte starke, mit Schilden, Helmen und Schlagstöcken ausgerüstete Kräfte um das Stadion zusammengezogen; auch auf und vor den U-Bahnhöfen der Linie A waren Sicherheitskräfte präsent, „um die unbeteiligten Bürger zu schützen“, wie es einer der vor dem Bahnhof Dimitroffstraße stehenden Polizisten ausdrückte.
Treffpunkt der zumeist jugendlichen Rechtsradikalen war diesmal das Marx-Engels-Forum zwischen dem Palast der Republik und dem Fernsehturm. Binnen drei Minuten bildeten dort auf einem Areal von ca. 250 Quadratmeter rund 200 Personen ein „lebendes“ Hakenkreuz. Ein Sprecher der Volkspolizei zur taz: „So was habe ich noch nicht gesehen. Ich war früher mal auf einem Turn- und Sportfest, daher weiß ich, wie lange es dauert, bis man ein sogenanntes lebendes Bild einigermaßen hinkriegt. Die hier agierenden Rechtsradikalen sind durchorganisiert bis ins letzte Detail.“ (Ach was, alles Einzeltäter!, säzzer) Es gab 21 Festnahmen, bei denen Messer, Schlagringe sowie Reizgasspray sichergestellt wurden.
Gegen 20 Uhr trafen rund 50 zum größten Teil vermummte Personen, die laut Polizeiangaben der Punk- und Gruftiszene zuzurechnen sind, aus Richtung Lichtenberg kommend auf dem S -Bahnhof Jannowitzbrücke ein. Offenbar wollte dieser Personenkreis, so der Polizeisprecher, die Auseinandersetzung mit den teilweise noch auf dem Alexanderplatz befindlichen Skins suchen - so daß man sich genötigt sah, „präventiv“ einzugreifen. Hierbei seien 26 Personen festgenommen worden. Auch hier seien Messer und andere Waffen sichergestellt worden.
Gegen 22 Uhr hatte sich die Lage so weit entschärft, daß die Polizei ihre Einsatzgruppen zurückziehen konnte. Der „Operative Diensthabende“ im Ostberliner Polizeipräsidium zur taz: „Wir wollten gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen sich befehdenden Gruppierungen verhindern. Das ist uns gelungen.“
O.K.
(Siehe auch Kasten rechts)
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