: „Wir haben lange gewartet“
■ taz-Interview mit Kazimiera Prunskiene, der Ministerpäsidentin von Litauen
Berlin (taz) - „Die deutsche Einheit wie die Unabhängigkeit Litauens müssen in Etappen und durch den Konsens aller Beteiligten verwirklicht werden.“ Diese Parallele zog Litauens Regierungschefin Prunskiene bei einem Gespräch mit der taz.
Für Frau Prunskiene resultieren die Schwierigkeiten Gorbatschows aus seinem „Balancieren und Manövrieren, seiner Weigerung, mit den demokratischen Kräften in der UdSSR ein Bündnis einzugehen“. Gorbatschow habe die Perestroika monopolisiert und verteile Freiheitsgaben wie ein Hausvater. Der Westen neige dazu, „die Gefahr des Scheiterns der Perestroika zu dramatisieren“. Mit Moskau und Leningrad wird über die künftigen Wirtschaftsbeziehungen gesprochen. Prunskiene: „Wir halten unsere Lieferverpflichtungen ein aus Solidarität und wohlverstandenem Eigeninteresse.“ Die Grenze aller Kompromisse liegt bei der Unabhängigkeitserklärung selbst, da „haben wir kein Mandat“.
Derweil weht ein scharfer Wind aus Moskau. „In Litauen ist eine Gruppe von Abenteurern an die Macht gekommen, die mit den Emotionen der Leute spekuliert“ - so Gorbatschow vor Journalisten. Verhandlungen könne es nur auf der Basis der sowjetischen Verfassung geben. Wenn die Litauer das nicht einsähen, „dann sollen sie noch eine Weile nachdenken“. Interview auf Seite 10
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