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Nordseekönig Rasmus besänftigt

■ ...denn eine Frau, Veronica Carstens, taufte neuen Seenotrettungskreuzer

Auch ein Schiff namens „Onkel Willi“ wird heutzutage als ein weibliches Wesen angesehen, eben als „die„ Onkel Willi. Und auch von einer Frau getauft, in diesem Falle „Frollein Katja Wald“. Die weibliche Komponente soll wichtig sein, um Rasmus, den ungekrönten König der Nordsee, zu besänftigen, haben Brauchkundler herausgefunden. Die Zeremonie zwischen „Onkel Willi“ und „Katja Wald“ ereignete sich gestern mittag am Martinianleger vor großer ZuschauerInnenschar. Die kleine, flitzige „Onkel Willi“, ein sogenanntes „Tochterboot“, gehört der „Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“, genauso wie die zugehörige Seenotrettungskreuzerin „Nis Randers“. Letzte hatte im übrigen eine sehr prominente Taufpatin: Veronica Carstens, die Gattin des Ex-Bundespräsidenten Karl Carstens, lupfte an dem Seil, das eine Sektflasche an Bord umkippen und zersplittern ließ.

Gestern, am Tag der Schiffstaufe, feierte die „Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger“, ihren 125. Geburtstag. Zu diesem Anlaß hielt vor dem Rathaus ein grüner Bootstransporter samt Rettungsruderboot

.Vor die Deichsel gespannt waren Haake-Beck-Pferde. Dieses Aufgebot erinnerte an die Anfangsjahrzente der Gesellschaft, als es

noch keine schnittigen Seenotrettungskreuzer gab und die hölzernen Ruderboote mit Pferdegespannen durch die Dünen an den

Strand gezogen wurden. Weiteres Hilfsmittel aus den Anfangsjahrzehnten: Ein Raketenapparat, der von der Küste aus ein Rettungsseil auf das Schiffswrack kaprizierte. Das Seil wurde an einem der Masten befestigt, an ihm konnten sich Mannschaftsmitglieder mittels einer sogenannten „Hosenboje“ an Land hangeln.

Seit 1865 haben die Retter der Gesellschaft 50.000 Menschen aus Seenot geholt, in den letzten Jahren auch immer mehr SurferInnen. Noch zwei Neuerungen: Frauen dringen in die Retterdomäne ein. Sie taufen nicht nur Schiffe, sondern fahren auch mit. Zumindest vier von ihnen. Und: Die Gesellschaft verhandelt derzeit mit dem staatlichen Seenotrettungsdienst der DDR, zwecks Vereinigung der Rettung.

B.D.

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