piwik no script img

Pascha Pavian und Sexy Tiger

■ Das Liebesleben im Zoo

Sie haben keine Geldsorgen'aber ansonsten sind sie den Menschen ähnlich. Singles, Machos, die Treuen, Romantiker und welche mit Familiensinn - wir finden sie alle im Zoo. Seit der Mensch viele bedrohte Tierarten zum Schutz vor drohender Ausrottung in modernen „Arche Noahs“ hält, haben manche Tiere bei der Partnersuche so ihre Probleme.

Das Familienleben der Eisbären muß vom Tierpfleger regelrecht simuliert werden. Der Eisbären-Mann läßt sich nämlich nur zur Paarungszeit auf ein erotisches Abenteuer ein und will danach von der Dame seines Herzens nichts mehr wissen. Das Weibchen kann sich daraufhin in die geschützte Wurfbox zurückziehen, wo im Dezember ein bis drei Junge das Licht der Welt erblicken. Nur die alleinerziehende Mutter kümmert sich um die Aufzucht der zunächst noch blinden und nackten Nachkommen. Erst wenn die Jungtiere nach drei bis vier Monaten auf Teddybär-Größe herangewachsen sind, dürfen sie ins Freie. Das Gehege ihres Erzeugers ist jedoch tabu: Der treulose Vater würde die kleinen Würmchen mit Genuß verspeisen.

Als regelrechter Pascha führt sich der männliche Pavian auf. Er pflegt die Vielweiberei und gibt seinen Frauen die klassischen Aufgaben als treusorgende Mütter und Liebesspenderinnen. In der sogenannten Ein-Mann-Familie hat das Pavianoberhaupt einen ganzen Harem von Frauen und viele, viele Kinder zu versorgen. Bei dem gegenseitigen Lausen werden nicht etwa Flöhe entfernt, sondern Zärtlichkeiten ausgetauscht.

Eheanbahnung per Computer - auch diese moderne Eigenschaft ist für den Zoofachmann kein Fremdwort. über 100.000 Tierindividuen aus allen Zoos der Welt sind EDV-mäßig erfaßt, um Inzucht und genetische Defekte zu verhindern. Als in der großen Freianlage des Kölner Zoo nur noch ein Löwen -Pärchen zu Hause war, wollte Direktor Gunther Nogge das Rudel durch zwei jüngere Weibchen vervollständigen. Im elektronischen Zuchtbuch fand er die Löwinnen in anderen Zoos und brachte sie nach Köln.

Erst mußten sich die Tiere durch Gitter aneinander gewöhnen, was dem angetrauten Weibchen zunächst gar nicht gefiel. Beim Öffnen des Gitters nach einigen Wochen standen die Tierpfleger mit Wasserschläuchen bewaffnet bereit, um eventuelle Streitigkeiten schlichten zu können. Tatsächlich wollte sich die ältere Löwenfrau auf ihre Rivalinnen stürzen, um sie zu verjagen. Der Herr im Hause sprach jedoch ein Machtwort und hatte schnell für Ordnung unter seinen drei Gespielinnen gesorgt.

Über fehlenden Nachwuchs bei den sibirischen Tigern können sich die Zoos nicht beklagen. Die sonst eingefleischten Singles werden zur Paarungszeit die wildesten und leidenschaftlichsten Liebhaber mit ungeheurem Sex-Appeal. Selbst die „Pille“ zur Geburtenregelung muß bei diesen geschmeidigen Großkatzen angewandt werden. Die Population in den Tiergärten ist schon heute größer als in freier Wildbahn.

Text und Foto: Arnd Güttgemanns

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen