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Gorbis Kritik

■ Kremlchef in Washington zum Gipfel mit Bush eingetroffen / Gorbatschow vermißt Alternativen

Washington (ap/taz) - Mit deutlichen Worten hat der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow unmittelbar vor dem am Donnerstag in Washington beginnenden Gipfeltreffen mit US-Präsident George Bush noch einmal die sowjetische Haltung in der Deutschlandfrage umrissen. Nach Beendigung eines zweitägigen Zwischenaufenthaltes in Kanada warf Gorbatschow dem Westen im Zusammenhang mit dessen Forderung nach der Vollmitgliedschaft eines vereinten Deutschlands in der Nato vor, die Zukunft „diktieren“ zu wollen. Die Rolle Deutschlands im westlichen Bündnis wird neben der Abrüstung eines der zentralen Themen des viertägigen Gipfeltreffens sein, zu dem Gorbatschow am Mittwochabend in Washington eintraf.

Gorbatschow verglich das Festhalten des Westens an einer vollen Integration eines vereinten Deutschlands im Nordatlantikpakt mit einer zerkratzten alten Schallplatte, die immer wieder dieselbe Melodie wiederholt. Bisher habe der Westen keine Alternativen zu einer Vollmitgliedschaft Deutschlands in der Nato angeboten, sagte er vor seiner Abreise aus der kanadischen Hauptstadt Ottawa.

In der Frage der deutschen Bündniszugehörigkeit ließ Gorbatschow am Mittwoch neben aller Kritik auch Kompromißbereitschaft erkennen. Die Washingtoner Regierung hat auch den jüngsten Vorschlag Gorbatschows abgelehnt, ein geeintes Deutschland zwar in der politischen, nicht aber in der militärischen Organisation der Nato zu lassen. Während es in der Bündnisfrage zur harten Diskussion kommen dürfte, ist die Rüstungskontrolle bereits weitgehend geklärt.

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